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Wollt ihr die totale Meinungsfreiheit?

Meinungsfreiheit ist vielleicht das am häufigsten missverstandene Konzept in Zeiten von Social-Media.

Dieser Post fragt dich: Wo ist deine Grenze?

1. Jede(r) sollte jederzeit alles denken dürfen! Wirkt wie eine Selbstverständlichkeit, ist es aber nicht. Ich sag das einerseits weil ich weiß, dass da draußen viele Menschen mit Angst- oder Zwangsgedanken sind. Denken ist nicht böse. Man denkt unglaublichen Müll wenn der Tag lang ist. Jeder wirklich jeder EINZELNE von uns. Wichtig ist nur diesen Müll als solchen zu erkennen, aber der Gedanke an sich ist nur ein Gedanke. Es ist aber auch keine Selbstverständlichkeit, dass Gedanken frei sind. Autokratische Staaten versuchen selbstverständlich Gedanken zu formen und freie Gedanken schon im Kindesalter unmöglich zu machen. Kranke Systeme wie das 3. Reich (oder heute Putins Z-Propaganda-Russland) werden nur durch indirekte Gedankenkontrolle a.k.a. härteste Propaganda möglich. Aber auch in eigentlich freien Staaten versuchen natürlich viele Seiten letztlich auch Gedanken in gewissem Rahmen zu kontrollieren. Auch hier ist jederzeit Vorsicht geboten.

2. Jede(r) sollte jederzeit alles sagen dürfen. Da wird es schon komplizierter. Ungefiltert jeglichen Müll von sich zu geben kann verletzend und schädlich sein, trotzdem muss ein liberaler Staat und eine bunte Gemeinschaft das größtenteils richtigerweise ertragen. Denn wer will denn jederzeit trennscharf und richtig für alle Themen bestimmen, was Müll und was Perle ist? Und zeigt sich das nicht häufig erst viel später? Es ist daher gut diese Meinungsfreiheit hochzuhalten. Allerdings lernen gerade schmerzhaft viele Aktivistinnen im Netz, dass sie natürlich auch ihre Grenzen hat. Hassrede, aber auch üble Nachrede und einfach mal behaupten, dass jemand schuldig wär – das ist schnell und überzeugend getweetet, kann aber schmerzhafte Folgen vorm Gericht haben und richtig teuer werden, egal wie „gut man es gemeint hat“.

3. Jede(r) darf jederzeit auf jeder Plattform alles sagen. Jetzt sind wir bei der Muskschen Auslegung von Meinungsfreiheit angekommen. Der liegt zu Grunde, dass es irgendwie eine Art ANRECHT gäbe auf jeder Plattform alles zu sagen. Stellen wir uns das mal in der realen statt der Internet-Welt vor: Du machst einen Kongress für Klimaforschung. Ein Klimaschwurbler kommt, stürmt deine Plattform und erzählt ungefragt von der Bühne allen, dass der Klimawandel gar nicht existiert, alle Klimaforscher totale Idioten sind und er hätte ein geheimes Video auf Youtube entdeckt, das das alles belegt. NATÜRLICH würde man so einen Idioten nicht reden lassen, auch und gerade weil es für niemanden einen Mehrwert bietet. Es ist ja in 99,9999 % der Fälle nichts Kluges zu erwarten. Aber Elon Musk würde trotzdem sagen: „Lass ihn reden, denn du hast eine öffentliche Plattform geschaffen, also was fällt dir ein zu bestimmen, wer reden darf oder nicht?!“

Dieses Beispiel zeigt auch sehr schön, was für Verschiebungen Social Media bewirkt hat. Denn auch eine Gesellschaft mit Meinungsfreiheit gewichtet Meinungen niemals gleich. Sie hat Institutionen und soziales Geflecht und innerhalb dieser bestimmt sie (möglichst) nach Kompetenz, Sympathie, Glaubwürdigkeit aber manchmal auch nach Vitamin B oder Geld, wer ernst genommen wird und die Plattform bekommt seine Meinung an viele Menschen zu verbreiten. Diese Institutionen funktionieren also als Meinungsfilter, die das System damit letztlich auch stabil halten. Das übrigens im Guten und Schlechten. Denn wie „Vitamin B“ und „Geld“ schon andeutet, einige haben die Meinungsmacht aus den falschen Gründen und Stabilität ist nicht per se gut.

Social Media aber greift dieses System komplett an und ersetzt soziale Strukturen durch Algorithmen. Algorithmen, die noch dazu Emotionalisierung bevorzugen. Und Emotionalisierung findet sich vor allem in Populismus. Was wiederum zu Spaltung führen kann. Warum das? Nun, Emotionen sind unser Clickbait. Und Social Media Plattformen wollen, dass wir bleiben, damit sie uns Werbung zeigen können. Social Media ist also wenn man so will nicht selten eigentlich eher die Auflösung des „Social“. Das ist „Disruptiv“, wie das immer so schön vom Silicon Valley euphemetisiert wird. Aber eigentlich ist es nicht selten „destruktiv“ weil sich kaum wer Gedanken macht, was danach kommt. Musk und Bezos stehen sehr plakativ für diesen Willen alles zu schleifen, um dann etwas Neues aufzubauen, das angeblich „freier“ ist aber eigentlich nur kleinteilige soziale Kontrolle und staatliche Obrigkeit durch maschinelle Kontrolle und privatwirtschaftliche Abhängigkeit ersetzt. Denn natürlich „filtern“ Social Media Plattformen auch Meinungen. Nur eben nach von außen nicht einsehbaren Kriterien und geheimen Algorithmen. So bestimmen sie fast ohne Kontrolle über Wohl und Weh unsere Demokratien. Und das eben nicht selten mit einem destruktiven Mindset dahinter.

Wenn jetzt Staat und Gesellschaft darauf drängen wenigstens die schlimmsten Hetzer, die leider häufig gerade die größte Verbreitung erfahren (Siehe Donald Trump) stummzuschalten, durchkreuzen sie damit die disruptiven nein destruktiven Pläne von Musk und co. Es ist also gar nicht so sehr ein Kampf um Meinungsfreiheit. Es ist eher ein Kampf darum, wer Meinung beschneiden darf. Denn wer das tut, hat Macht. Und Musk ist bekannt dafür, dass er gnadenlos jeden stummschaltet, der ihn kritisiert, was erst einmal seine freie Entscheidung ist, aber auch etwas irritierend wirkt. Er bestimmt für sich, dass er das nicht hören will, will aber den Rest der Welt zwingen, alles hören zu müssen: Siehe Donald Trump.

Kommen wir nochmal zurück zum Klimakongress. Der Klimawandel ist so eindeutig bewiesen und menschengemacht wie sonst fast nichts in der Menschheitsgeschichte. Die musksche Meinungsfreiheit ohne Faktchecking oder irgendwelche Grenzen führt hier nur zu problematischen Reibungsverlusten im Meinungskampf. Wir sollten uns vermutlich schon lange nicht mehr fragen, ob es den Klimawandel gibt, sondern was wir dagegen möglichst schnell tun können. Aber statt dessen wird in einem schlecht gewichteten Meinungskrieg ständig das Fundament durch Schwurbler unterspült, während der Rest verzweifelt versucht ein Haus des sicheren Wissens zu bauen.

Wären dieselben Schwurbler in analoger Meinungsfreiheit auf den Markt gelaufen und hätten gerufen: „Klimawandel ist nur ein Hoax! Great Reset!“ man hätte über sie gelacht und die Leute wären kopfschüttelnd weiter gegangen – aber durch Social-Media-Meinungsfreiheit haben sie plötzlich erstaunliche Meinungsmacht. Und man sollte sich fragen: Wollen wir das eigentlich? Müssen wir nicht lernen mit Social Media neue Regeln zu finden, damit wir unsere Gesellschaften erhalten können?

4. Der äußerste Kreis ist natürlich ein Widerspruch in sich, der lustigerweise von vielen nicht einmal bemerkt willst. Wenn du alles sagen darfst, aber dich niemand dafür kritisieren darf – dann gilt Meinungsfreiheit nur für dich, aber nicht für die Anderen, und das ist keine Meinungsfreiheit sondern Meinungsdiktatur.

Und wenn ihr jetzt denkt: Ja alles schön und gut aber „Wollt ihr die totale Meinungsfreiheit?“ ist das nicht ein übler und total unpassender Nazivergleich.

Ja klar. Deine Meinung. Aber wir haben Meinungsfreiheit.

Zeit für echte Fahrradstraßen.

Mein Verdacht ist ja: 99 % der angeblichen „Fahrradstraßen“ hätte man früher einfach „Nebenstraße“ oder „Wohnstraße“ genannt. Aber dann kam plötzlich Druck schnell etwas für Fahrräder zu tun, weil die Städte immer mehr mit Autos verstopften. Na und weil wir in Deutschland sind, ist „Etwas für Fahrräder tun“ selten bis nie „etwas gegen Autos tun“. Statt dessen versucht man naiv bis hilflos eine friedliche Koexistenz zu konstruieren indem man den Rädern ein paar Schilder und aufgemalte Markierungen hinwirft. Superpraktischer Nebeneffekt: Man kann Gelder aus dem Fahrradetat für die Sanierung von Autostraßen und Parkplätzen verwenden und trotzdem großspurig behaupten: „Man hätte mit Millionen den Radverkehr gefördert“ – das macht den gemeinen Planer in DE offensichtlich gleich doppelt glücklich.

Klar, in Realitas sind da einfach nur ein paar Markierungen und Schilder, die eigentlich, wenn man mal ganz ehrlich ist, ziemlich wenig bedeuten. Denn natürlich darf jeder mit dem Auto weiter durchfahren. Ach und jeder mit dem Auto links und rechts parken. Und Türen aufreißen. Und halt auch mal in zweiter Reihe mit Warnblinker stehen. ABER Radfahrer können Nebeneinander fahren! Wow! Gamechanger! Nun sind die meisten Fahrradstraßen nicht für Tourismus, sondern für Alltagsverkehr, da fährt man häufig eh alleine und nicht nebeneinander. Aber man könnte! Denn theoretisch hat man auf dem Rad ja auch Vorfahrt. Praktisch wird man natürlich trotzdem gerne mal angehupt. Vermutlich weil manche Autofahrerinnen so schnell fahren, dass sie im Vorbeifahren das Kleingedruckte auf den „Fahrradstraße“-Schildern leider nicht lesen können oder einfach ständig jemanden sehen, den sie grüßen wollen. Praktisch macht auch das Überholverbot nichts besser. Denn das führt dazu, dass die stinkende Karre vor dir hinter einem mit 12 km/h kriechenden Radfahrer festhängt und dich stotternd vollrußt während du als mobiler Luftfilter sie halt auch nicht überholen kannst, da der Kollege komplett nervös fast in der Mitte der Fahrban Schlangenlinien kurvt weil ALLES IN IHM ENDLICH ÜBERHOLEN WILL!!!

Da ist man dann häufig fast erleichtert, wenn der Drängler vor oder hinter einem einfach heulend vorbeizieht, und naja, der nächste von hinten ranfährt.

Ich wäre daher dringend dafür neue Standards für Fahrradstraßen zu definieren.

1. Eine Mindestlänge. Manche Städte stehen mit superkurzen Altstadthäusern im Reiseführer („Krass, das ist so schmal, da kann man drin wohnen?“), Hamburg sollte mit superkurzen „Fahrradstraßen“ im Reiseführer stehen. Manche sind so kurz, da fährt man länger über den Aldi-Parkplatz, was vor allem gut passt, weil sie faktisch auch einfach Parkplätze sind, auf denen jemand ein „Fahrradstraßen“-Schild aufgestellt hat. Denn das lässt sich die kommunale Prominenz natürlich nie nehmen. Ein „Fahrradstraßen“-Schild mit viel Tamtam aufstellen. Praktisch beim Einweihungsfoto: Man kann das Aufstellen beider „Fahrradstraßen“- Schilder am Anfang und am Ende der „Fahrradstraße“ problemlos auf ein Foto kriegen!

2. Gold, Silber- und Bronzestandard für Autofreiheit. Gold wäre einfach autofrei. Woah. Was für ein Wort. Da das in Deutschland keinerlei Chance auf Umsetzung hat (sorry, es ist kurz mit mir durchgegangen) der Silberstandard: Wirklich nur Anlieger, von der Polizei regelmäßig kontrolliert (haha) und HART bestraft (hahaha). Naja man wird ja wohl noch träumen dürfen. Auf jeden Fall sehr wichtig: Maximal eine Seite mit parkenden Autos. Das würde auch für den Bronzestandard gelten. Denn das finde ich enorm wichtig. Jegliches Gefühl und Sinn einer Fahrradstraße ist für die Tüte wenn man durch ein beidseitiges beengtes Spalier aus parkenden Autos fährt bei denen jederzeit die Tür aufspringen kann.

Und wenn man das mal hinkriegt, dann lass ich mich auch auf den Namen Fahrradstraße ein.

Ansonsten sollte man eigentlich alle derzeit bestehenden Fahrradstraßen mit Anführungszeichen versehen. Aber sowas würde ich Sprayern und Radaktivistinnen selbstverständlich niemals vorschlagen.

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P.S. Versteht mich nicht falsch: Selbst „Fahrradstraßen“ sind teilweise eine Verbesserung gegenüber dem Status Quo und besser als nichts ABER mir geht es darum hier zu zeigen, dass noch VIEL Luft nach oben ist. Und vor allem sehr kurze „Fahrradstraßen“ bringen tatsächlich so gut wie nichts, weil sich dann auch kein durchgängiger Fahrradverkehr etabliert, der auf Dauer die Autofahrer zumindest teilweise vertreibt.

Das Trolley NICHT-Problem im Ukrainekrieg

Weil ich die Diskussion einfach so unglaublich satt habe, hab ich mal für den Ukrainekrieg das Trolley-NICHT-Problem illustriert.

Für alle Putinfreunde von rechts und leider auch links, für all die „total rationalen Entscheider“ die besser als die Ukrainer und Ukrainerinnen wissen, wie diese Blutvergießen vermeiden sollten und sich doch bitte für unsere Rohstoffsicherheit ohne Gegenwehr aufs Gleis legen sollen:

Wenn Russland will kann dieser Angriffskrieg in jeder Sekunde zu Ende sein.

Wenn die Ukraine will kann sie jederzeit das Blutvergießen im Krieg durch das Blutvergießen und die Vernichtung der Zivilgesellschaft unter einer brutalen Militärdiktatur von Putin ersetzen. Und zuschauen wie Putin die nächsten Länder überfällt.

……….

Übrigens sind 80% der Russen FÜR Putin und die „Sonderoperation“ – Sanktionen treffen also durchaus die Richtigen. Wir haben es in Russland mit einer durch und durch verblendeten Gesellschaft zu tun, die so lange mit Propaganda bearbeitet wurde, dass sie heute ein faschistisches System weitgehend kritiklos mitträgt. Manchmal aus Überzeugung, manchmal aus verständlicher Angst und Verzweiflung.

Was auch gerne vergessen wird: Russland ist das größte Land der Erde und noch dazu dünn besiedelt. Die Russen haben also Platz ohne Ende. Wald ohne Ende. Rohstoffe ohne Ende. Landwirtschaftliche Flächen ohne Ende. Russland könnte ein blühendes Land sein, das von einer klugen Führung Stück für Stück nach vorne gebracht wird.

Statt dessen überfällt Russland unter KGB-Putin seit 20 Jahren ein Nachbarland nach dem anderen, das weniger Rohstoffe und weniger Platz hat. Und bombt diese Stücke, für einen großrussischen Patriotismus sinnlos und teuer so kaputt, dass sie danach mehr oder weniger wertlos sind und ihre Besetzung Russland Geld KOSTET und NICHT BRINGT.

All dieses Kriegsschauspiel Putins ist nur der Theaternebel mit dem vor dem kompletten Versagen in Wirtschafts- und Innenpolitik abgelenkt werden soll, vor der Korruption und dem Mafiastaat.

Eigentlich ist Putins Russland genau das was weltweit schief läuft: Statt das zu unserem Besten zu nutzen, was wir haben, versuchen wir immer mehr zu kriegen und ruinieren dabei den Planeten.

Und wenn es um die Reaktion geht, wird, egal ob nun Klimakatastrophe oder Ukrainekrieg, immer so lange abgewartet bis es richtig teuer wird und es sehr, sehr viele vermeidbare Tote gibt.

Wir hatten ja nun weiß Gott genug Warnungen. Krim, Grüne Männchen, „Volksrepubliken Luhansk& Donezk“, Großmanöver an der Grenze und lange davor Syrien, Georgien, Tschetschenien,…

Und NICHTS spricht dafür dass Putin Ruhe gibt, wenn er den Donbass hat. Oder die Ukraine. Oder die Republik Moldau. Oder Finnland. Gerade WEIL er innenpolitisch so absurd versagt, braucht er weiter das großrussische Schauspiel.

Daher sollte man die Ukraine jetzt SCHNELL und so gut es eben geht unterstützen damit das Blutvergießen für ein- und allemal gestoppt wird. Wir schützen auch Deutschland gerade am besten wenn wir der Ukraine helfen.

Denn das angebliche Trolley-Problem der Ukrainer? Es existiert nicht.

Brexit, Trump, Le Pen, warum passiert uns das nur alles?

Natürlich geht gerade wieder ein Aufschrei durch die sozialen Netzwerke. Weil die offen neurechte Kandidatin Le Pen 23,4 % bekommen hat und in die Stichwahl mit Macron geht sind mal wieder alle geschockt und überrascht.

Dabei ist es viel, aber keine Überraschung. Brexit, Trump, aber auch Ungarn und Polen sollten inzwischen eigentlich Mahnung genug sein. Auch Le Pen ist kein neues Phänomen, sie bekam schon bei der letzten Präsidentenwahl in die Stichwahl mit Macron. Klar diesmal kommt noch der offene rassistische Kandidat Zemmour mit 7 % dazu, aber Frankreich flirtet in zunehmenden Hass auf seine Politik schon länger mit Nationalismus und Faschismus.

Wenn etwas IMMER WIEDER passiert kann es irgendwann keine Überraschung mehr sein. So ist es auch hier.

Neoliberalismus löst wie ein Enzym alle lokalen, sozialen und ökologischen Verbindungen auf und wirft die nun halt- und häufig hilflosen Menschen mit der Globalisierung in eine gnadenlose weltweite Konkurrenzsituation.

Gleichzeitig schöpft eine verklüngelte Schicht von Reichen und Mächtigen nach und nach alles Fett aus diesem weltweiten Eintopf der Ausbeutung für sich selbst ab.

Für den Rest bleiben Ohnmacht, Angst vor dem Abstieg, eine zerstörte Umwelt und die wachsenden Folgen der Klimakatastrophe.

Die Wut darüber entzündet sich aber leider fast nie am komplexen strukturellen Problem sondern immer nur an einzelnen, situativen Brandherden.

Benzinpreis, Zuwanderung, Arbeitslosigkeit, Renten, steigende Lebensmittelpreise – all das löst zuverlässig Brände aus und für all das bietet der nationale oder faschistische Kurzschluss „einfache“ Antworten.

Eine dauerlächelnde Le Pen sagt dir ihre Katze streichelnd: „Mach dir keine Sorgen, wir verteilen den Reichtum einfach nur noch unter „echten“ Franzosen dann bleibt mehr für dich, wir deckeln den Benzinpreis und die Lebensmittelpreise und wir ersetzen das Vakuum an lokalem Zusammenhalt und Identität durch ein nationalistisches Surrogat.“

Dabei sind Macron und co. quasi der Steilpassspieler für die Ultrarechten. Macron hatte was es Europa und co. angeht einige gute Ideen aber er hat es wie fast alle Politiker Europas der letzten 30 Jahre gemacht: Links blinken und rechts vorbeiziehen.

Er hat kaum soziale Projekte umgesetzt, sich vor den sozialen und WIRTSCHAFTLICHEN Problemen der Banlieus gedrückt und Ökologie und Klima so nebenbei behandelt. Für die Banlieus war angeblich kein Geld da. Er hat aber Geld gehabt um die Vermögenssteuer abzuschaffen, die Unternehmenssteuer zu senken und für Kapitaleinkünfte eine ungerechte Einheitssteuer zu schaffen.

Er vollzieht damit die Reformen von Schröder in Deutschland nach und kurzfristig erhöht sich so die Beschäftigung. Aber langfristig? Langfristig investiert er damit weiter in die Spaltung, in Ungerechtigkeit und Unsicherheit. Frankreich ist genau wie alle anderen Länder gefangen in einem neoliberalen Wettbewerb, den Staaten so nicht gewinnen können, sondern nur Konzerne und ihre reichen Aktionäre.

Langfristig bereitet er so den vergifteten Boden, auf dem Zivilgesellschaft und Zusammenhalt weiter verdorren während Le Pen und co. noch weiter aufblühen.

Es gibt aus all dem einen Ausweg. Aber dafür müsste nicht zuletzt auch die Linke aufwachen. Sich zusammenraufen. Endlich schlüssige Antworten auf die Globalisierung finden. Eine Zukunft für alle entwerfen statt sich in identitären Kämpfen und Sprachfights und teilweise auch Kaufkraftpopulismus aufzureiben. Denn der echte, der wirkliche Ausweg ist nicht einfach. Er verlangt Mut und Arbeit. Evolution statt Revolution. Auge fürs Detail und Zusammenarbeit und das Eingeständnis der Grenzen von Mensch und Planet.

Und so viel einfacher, verlockender und unendlich viel dümmer lockt stets der faschistische Kurzschluss. Hat noch nie funktioniert, immer war die Folge Terror und unendliches Leid aber es ist so verdammt…bssssssssss! AU! F***!

Euer Captain Futura

Ich hab da übrigens mal einen Aufschlag gemacht. Den Inselkapitalismus. Ihr findet ihn hier und ich freu mich über Rückmeldungen: https://inselkapitalismus.captain-futura.de/

Baerbock bashen für Dummies

Wenns um die Ukraine geht hab ich ja inwischen Schleudertrauma vom Kopfschütteln. Dieselben Leute, die gerade eben noch für Milliardensumme Waffen zur Unterstützung schicken wollten, rasten aus wenn Baerbock gegenüber Putin klar formuliert, dass Deutschland im Kriegsfall wirtschaftliche solidarisch zur Ukraine stehen wird.

Und dann schreien sie plötzlich: „WIR, warum sollen WIR solidarisch sein? Doch nur mit WORTEN, aber nicht mit unserem GELD!“

Das ist alles so absurd. Was haben die gedacht, wer die Waffen bezahlt? Der Gott des Krieges? Die Amerikaner? Irgendein ominöser Staatshaushalt aus alten schwarzen Kassen der Union? Würden also die Waffen dann nicht von unseren Steuern bezahlt werden?

Und was haben die gedacht, wie genau Diplomatie gegenüber einem eiskalten Machtpolitiker wie Putin funktionieren soll, wenn sie keine weiteren, schmerzhaften Eskalationsstufen in der Hinterhand hat?

Schlimm genug, dass die Schröder-Schwesig-Gazprom-Connection unter der absurden Mafia-ähnlichen Tarnkonstruktion Klimastiftung MV fröhlich weiter an Nordstream II arbeitet, während Umwelt und Demokratie in die Röhre gucken.

Aber gerade dann ist es wichtig, dass mal irgendwer ne klare Linie hat.

Und ich finds übrigens auch mal einen erfrischenden Ansatz nicht den kurzfristigen Joker „Waffenlieferung“ zu ziehen. Denn mindestens Angriffswaffen neigen dazu früher oder später verrückterweise genau für ihren Zweck gebraucht zu werden. Häufig zeitlich und ortsmäßig entkoppelt brechen sie dann viel größere Probleme vom Zaun, als die, die man mit ihnen zu lösen glaubte.

Daher muss man sagen: Es ist gut, dass die Regierung nicht von den Kommentatoren allerorten geführt wird, die offensichtlich außer „Ich muss alles kacke finde, was Baerbock macht!“ halt auch keine Inhalte, geschweige denn eine logisch erklärbare Linie am Start haben.

Und das sage ich übrigens als jemand, der Baerbock hier für ihren Lebenslauf-Hindernisparkour deutlich kritisiert hat.

P.S. Und ein kleiner Tipp: Wenn wir zu 55 % von russischem Gas abhängig sind, ist Rußland im Gegenzug nicht unerheblich von deutschem Geld abhängig.

Warum eigentlich kostet vegane Ernährung häufentlich mehr?

Etwas was mich schon sehr, sehr lange tierisch ärgert ist, dass es regelmäßig an der Kasse teurer ist sich fair zu Mensch und Umwelt zu verhalten.

Warum eigentlich? Warum muss ich für meinen Veggie-Burger allzu häufig nen Aufpreis zahlen? Wieso sind die im Grunde gleichen Produkte plötzlich deutlich teurer, sobald da nen Vegan-Logo draufsteht?

Vor ein paar Tagen hat mir ein Kumpel Fotos von Chips geschickt. „Pulled Pork Style“. Die sind – kein Scherz – von den Inhaltsstoffen her aus Versehen vegan. Da hats kein Schwein reingeschafft. Aber weil da natürlich kein Logo drauf sein darf (sonst kaufts kein Schwein) haben sie einen Bruchteil der vegan gelabelten Chips gekostet. Da hat er halt gleich mal zwei Tüten von der veganen Schweinerei mitgenommen.

Ich hab ja bei Bio und Transfair noch ein (wenn auch reichlich dünnes) Restverständnis aber bei vegan wirds halt häufig wirklich komplett Banane, weil auch nicht erklärbar ist wie die Produkte in der Herstellung so viel teurer sein sollen. Man wird den Eindruck nicht los, dass da halt auch auf den Zug aufgesprungen und gut verdient wird.

Gut zu sehen an Hafermilch. Wer die mal selber gemacht hat, weiß wie wenig Hafer da eigentlich drin ist. Und der Rest ist Wasser. Jetzt nicht unbedingt das teuerste aller Nahrungsmittel. Das Ergebnis kostet aber z.B. bei Oatly locker über 2 €. (Es gibt aber inzwischen zum Glück auch andere Marken, die deutlich günstiger sind, nicht zu Asi-Blackstone gehören und trotzdem gut aufschäumen!) Oder fast noch absurder: Analogkäse. Eben noch als billiger Käseersatz heimlich auf Gefrierpizzen gemogelt liegt er plötzlich als „veganer Käse“ im Hochpreisregal.

Ich bin noch nicht mal Veganer, aber ich finde, dass Menschen, die dem Planeten mit ihrem Konsum zu entlasten versuchen, dafür verflucht nochmal monetär entlastet gehören!

Wir müssen – und das gilt für alle Bereiche – endlich aufhören betriebswirtschaftlich zu denken und volkswirtschaftlich ehrlich kalkulieren. Zerstörung der Umwelt, der Menschen und des Klimas braucht endlich einen fairen Preis. Einen richtig hohen.

Und dann wäre vegan, bio und fair plötzlich das Günstigste im Laden. Und verdammt viele Diskussionen z.B. darüber ob Förderung der Biolandwirtschaft nicht unsozial ist, weil das ja hauptsächlich Besserverdienende kaufen,* hätten sich plötzlich erledigt. Das wär doch mal was!

…..

Mehr und viel schönere Grafiken hier:
https://www.amazon.de/Bauhaus-Taschenbuch-Architectur-After-Speculation/dp/3969050170

oder besser im Buchhandel um die Ecke kaufen!
https://www.genialokal.de/Produkt/Captain-Futura/Grafiken-fuer-eine-bessere-Welt_lid_43292414.html

* übrigens eh so eine Logik, die ich nie verstanden habe. Wenn Besserverdienende mehr ausgeben um die Umwelt etwas weniger kaputt zu machen. Wer verliert dann genau was?

Die Klimaverschwörung.

Es ist ja einer der schlechtesten Witze des Jahrhunderts: Über Jahrzehnte plündern Reiche mit einem einfach Trick die Staatskasse aus und bestehlen damit Mittel- und Unterschicht, Whistleblower decken die Verschwörung auf und…all die Verschwörungsschwurbler bleiben still.

Auch sonst interessiert es so richtig keinen. Weil: „Zu kompliziert.“ Gleichzeitig verbringen Menschen Youtube-Jahrzehnte darauf in komplexen Nachforschungen den Beweis zu suchen, dass die Klimakatastrophe ja nur eine „Erfindung von Wissenschaft, Medien und Politik ist, um den EINFACHEN BÜRGER AUSZUNEHMEN!“ Genau nicht mein Humor.

Daher mal ganz kurz:

Panama-Papers: Reiche Leute haben keinen Bock Steuern zu zahlen. Also verschieben die Steuerflüchtlinge das Geld über (mehrere) Scheinfirmen ILLEGAL in Ländern in denen sie so gut wie keine Steuern zahlen. Die betrügerischen Länder dafür liegen gerne weit weg in Panama und co.

Luxemburg-Leaks: Manche der Länder, die parasitär auf Kosten der Mittel- und Unterschicht der anderen Länder leben, sind ganz nah. Luxemburg, die Niederlande oder Irland machen dreckige Deals mit großen Firmen wie Amazon. Die großen Firmen müssen fast keine Steuern zahlen und verlegen dafür ihre Firmenzentralen oder ominöse Firmenkonstrukte in das Parasitenland.*

Cum-Ex: Diebe in Nadelstreifen lassen sich mehrfach eine Steuer auf Aktien erstatten, die sie so nicht gezahlt haben. Es ist schlicht: Diebstahl. Sonst nichts. Ende der Geschichte.

War das jetzt ernsthaft kompliziert?

Wenn Medien und Politik ständig schreiben „Das ist leider furchtbar kompliziert“ bedienen sie im Grunde nur die Geschichte der Täter. Denn es ist NICHT kompliziert. Nur die Gestaltung der Firmenkonstrukte ist kompliziert.

Denn egal ob: Panama-Papers / Luxemburg-Leaks / Cum-Ex: Das Problem waren selten „Gesetzeslücken“ die „gerissene“ Leute gefunden haben. („haha, wie klug, der dumme Staat wieder!“) Meistens war das einfach schlicht illegal und verboten. Nur ist der Staat überfordert mit der Verfolgung, weil die Diebstähle so verdammt gründlich verschleiert wurden. Weil Politiker (Schäuble, Olaf Scholz) andere „Prioritäten“ hatten. Oder gute Kumpels bei Banken, die ihnen gut zugeredet haben.

https://www.deutschlandfunk.de/cum-ex-geschaefte-wie-das-verwirrspiel-mit-aktien-100.html

Einige der Teilnehmer von Cum-Ex werden ins Gefängnis wandern. Zu wenige leider. Ein Teil des vermutlich DREISTELLIGEN Milliardenschadens wird sich der Staat zurückholen.

Und Cum-Ex geht weiter. Ja ihr hört richtig. Läuft immer noch. Wird aber bestimmt unter einem FDP-Finanzminister besser. Doch, doch. Hier ein bitteres aber großartiges Interview mit dem Whistleblower.

https://www.deutschlandfunk.de/whistleblower-eckart-seith-ueber-die-juristische-aufarbeitung-des-cum-ex-skandals-dlf-3b2c2349-100.html

Und die Whistleblower, die die Verschwörung aufgedeckt haben? Werden angeklagt wie bei Cum-Ex oder den Panama-Papers, müssen in der EU! ins Gefängnis, wie bei Luxemburg-Leaks, müssen um ihr Leben fürchten oder nicht mehr, weil man sie bereits beseitigt hat.

https://www.sueddeutsche.de/politik/panama-papers-nach-dem-beben-1.3757771

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/eil-gericht-bestaetigt-urteil-gegen-lux-leaks-whistleblower-1.3420359

https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/panama-papers-whistleblower-fuerchtet-angeblich-um-leben-a-1086089.html

Wieviel Belege braucht man noch für eine Verschwörung? Die, obwohl die Presse alles in phantastischer Detailarbeit aufgedeckt hat, einfach weiterläuft.

……………………

Ach und die Klimakatastrophe? Wie im Namen der Logik sollten zehntausende, der Wahrheit verpflichtete Wissenschaftler, deren Ergebnisse ständig mehrfach von Menschen gegengeprüft werden, die davon profitieren würden einen Fehler zu finden, eine weltweite Verschwörung aufziehen? Bis heute gab es keinen Whistleblower, der hier irgendwas aufgedeckt hätte. Keinen. Verdammten. Einzigen. Keine Beweise. Nur hirnrissige Videos auf Youtube. Und genau die Zunahme von Erdtemperatur, Hitzewellen und Extremwetter, die vorhergesagt wurde. Sogar die Realität bestätigt die Wissenschaft.

Ein riesiger Gletscher droht gefährlich schnell abzuschmelzen:
https://www.sueddeutsche.de/wissen/gletscher-antarktis-thwaites-risse-eis-klimawandel-1.5488636

Vielleicht müssen wir uns in 100 Jahren von den Niederlanden verabschieden:
https://www.tagesspiegel.de/kultur/die-folgen-des-klimawandels-holland-koennte-verschwinden/27940294.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

Aber klar. Muss ne Verschwörung sein. Warte ich hab mal persönlich nachgeforscht und hier eine Tafel vorbereitet wie die Verschwörung funktioniert. Du wirst es nicht glauben, aber es ist krass! So, setz dich am besten, das dauert jetzt etwas länger, ähm also Drachenwolf 358 auf Youtube hat herausgefunden…

………..

P.S. Falls ihr meine Arbeit am Laufen halten wollt und etwas Unterhaltsames zum Lesen sucht: Ich hätte da ein Buch für Euch! Mit mehr als 100 lustigen, bösen und manchmal sogar klugen Grafiken…

Direkt beim Verlag (Versandkostenfrei!): https://www.m-vg.de/yes/shop/article/20212-grafiken-fuer-eine-bessere-welt/

Oder hier beim Buchladen um die Ecke bestellen: https://www.genialokal.de/Produkt/Captain-Futura/Grafiken-fuer-eine-bessere-Welt_lid_43292414.html?storeID=leichers

Und bei Amazon kann man reinlesen (und dann woanders bestellen 😉 ):
https://www.amazon.de/-/en/Captain-Futura/dp/3969050170/

* Warum wohl sind all die großen Europazentralen von Google und co. in Irland? Und wie hat Amazon quasi keine Steuern in der EU gezahlt?

Was ist eine grüne Energiequelle? Atomkraft und Gas sicher nicht…

Man sollte ja so grundsätzlich denken, dass es keine Rocket Science ist eine grüne Energiequelle richtig zu erkennen.

Leider belegt Captain Europa gerade das Gegenteil und scheitert an dieser fast schon absurd leichten Aufgabe.

Die EU hat sich ambitionierte Klimaschutzziele gesetzt. Um diese zu erreichen will sie vor allem auch Finanzmittel gezielt steuern. Dafür stuft sie unter anderem Energieformen als „grün“ ein. Das soll großen Rentenfonds und anderen Investoren das Signal geben, dass sie hier gefahrlos und zukunftssicher investieren können.

In einem schief (oder gerade richtig) gelaufenen Kuhhandel der Atommacht Frankreich mit den Kohlekraft-Schlaftabletten der alten deutschen Bundesregierung (und einigen anderen Staaten aus Osten wie Westen der EU) will die EU-Komission unter der Leitung von von der Leyen nun aber auch Investitionen in Atomkraft und Gaskraftwerke als „nachhaltig“ bzw. „grün“ einstufen.

Atomkraft, weil es ja schließlich „CO2-frei“ wäre. Gas, weil es ja angeblich „sauber“ wäre und eine wichtige Brückentechnologie wäre.

Damit bleibt die EU ihrem Motto „lieber zu spät als zu vorrausschauend“ treu. Statt jetzt entschieden und zügig auf Erneuerbare Energien umzusteigen, baut man lieber immer längere Brücken in eine dann vermutlich katastrophal erhitzte und verstrahlte Zukunft.
………………..

Hier für alle Interessierten die wichtigsten Argumente.

Erdgas macht abhängig

– 51 % der deutschen Gasimporte kommen aus Rußland. Die Folge der Entscheidung wäre eine noch weiter steigende Abhängigkeit von den Launen und Schachzügen eines Diktators.

https://www.deutschlandfunk.de/nord-stream-2-wie-abhaengig-ist-deutschland-von-russischem-100.html

Erdgas ist klimaschädlich und klimaschädlicher als häufig gedacht.

– Erdgas ist und bleibt ein fossiler Energieträger – der oberflächlich sauberer verbrennt als Kohle aber Methanlecks auf den langen Transportwegen und bei der Verteilung in Deutschland erhöhen den Beitrag von Erdgas zur Klimaerhitzung deutlich.

https://www.energiezukunft.eu/klimawandel/methan-lecks-in-deutschland/

Immerhin ist Erdgas in modernen Kraftwerken vergleichsweise gut regelbar und kann damit gut mit den fluktuierenden Erneuerbaren Energien kombiniert werden. Und die Kraftwerke könnten theoretisch irgendwann ab oder bis 2030 auf grünen Wasserstoff oder Biogas umgestellt werden. Nur gibt es bis heute kaum grünen Wasserstoff und es ist zweifelhaft ob das passieren wird. Biogas sorgt schon heute für ökologisch problematische Maismonokulturen und sollte eigentlich auf die Reststoffverwertung beschränkt sein, wo sie ökologisch und nachhaltig ist. So spricht die EU nur wieder ein neues Versprechen für die Zukunft aus, das heute schon kaum haltbar wirkt und droht wichtige Investitionenen zu verschleppen.
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Atomkraft ist unsicher

Nach Tschernobyl hieß es: „Atomkraft in technologischen entwickelteren Ländern ist sicher!“ nach Fukushima hieß es: „Atomkraft in technologisch entwickelteren Ländern im WESTEN ist sicher!!!“ – aber diverse Zwischenfälle in Pannenreaktoren von Brunsbüttel, Krümmel bis Tihage, Doel und co. belegen wie schwer die Technologie auch heute noch kontrollierbar ist. „Atommachte“ Frankreich musste so schließlich auch seinen schlimmsten Pannenreaktor Fessenheim abschalten, weil der europaweite Druck angesichts der fast schon absurd anmutenden ewigen Problemkette zu hoch wurde. Und diese Anfälligkeit gilt auch für neu gebaute Kraftwerke, wie ein Whistleblower vor kurzem offenlegte:

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1159746.frankreich-und-die-atomkraft-frankreichs-pannen-reaktoren.html

Atomkraft ist unzuverlässiger als man denkt

Derzeit sind 30 % der französischen Atomkraftwerke wegen Pannen, Problemen oder Wartungen abgeschaltet. In sommerlichen Hitzewellen muss Frankreich regelmäßig deutschen Solarstrom beziehen weil viele Atomkraftwerke abgeschaltet werden müssen, um beim Kühlen nicht die Fische in den austrocknenden Flüssen zu frittieren. Das Problem wird mit dem Klimawandel aber bestimmt besser. Nicht.

https://www.iwr.de/news/stromausfall-fast-30-prozent-der-franzoesischen-atomkraftwerke-sind-abgeschaltet-news37748

https://www.energiezukunft.eu/klimawandel/energiekonzern-edf-muss-atomreaktoren-abschalten/

Atomkraft ist langsam und viel zu teuer, um uns zu retten

– Der Anteil der Erneuerbaren am Bruttoendenergieverbrauch hat sich in Deutschland seit 2004 mehr als verdreifacht. Auf heute knapp 20 %. Beim Strom gab es sogar mehr als eine Vervierfachung auf 45,4 %. Und das alles trotz einer schläfrigen Merkelregierung. EU-weit war die Entwicklung ähnlich – auch hier werden heute rund 20 % des Energieverbrauchs erneuerbar gedeckt.

– Im gleichen Zeitraum ist der Anteil der Atomkraft deutlich gesunken. Auch im Atomstaat Frankreich. Weltweit trägt die Kernenergie nur 10 % zur Stromerzeugung und ganze 5 % zum Primärenergieverbrauch bei. Tendenz auch hier: Sinkend! Wegen dieser 5 % verstrahlte Landschaften zu riskieren klingt reichlich absurd.

https://www.destatis.de/Europa/DE/Thema/Umwelt-Energie/Kernenergie.html

Klicke, um auf 2021_hgp_erneuerbareenergien_deutsch_bf.pdf zuzugreifen

– Erneuerbare haben die Atomkraft in Europa bereits heute deutlich überholt.

https://www.weltenergierat.de/publikationen/energie-fuer-deutschland/energie-fuer-deutschland-2021/energie-in-der-europaeischen-union-zahlen-und-fakten/?cn-reloaded=1

– Zu guter Letzt ist Atomkraft neu gebaut heute bereits die teuerste Energieform. Und während Wind- und Solarstrompreise in den letzten Jahrzehnten fast im freien Fall waren und immer weiter sinken, ist das Kostensenkungspotential bei der Atomkraft vorsichtig gesagt sehr gering. Wind und Solarenergie sind heute bereits ab 4 cent pro kWh zu haben. Währeddessen musste z.B. Großbritannien für seinen ewigen AKW-Neubau Hinkley Point eine Preisgarantie von fast 12 cent pro kWh aussprechen damit überhaupt gebaut wurde. Und da sind Ewigkeitskosten für Atommüll und Risiken noch NICHT einmal einkalkuliert.

Atomkraft nicht konkurrenzfähig

https://www.quarks.de/technik/energie/welche-art-von-strom-ist-am-guenstigsten/

– Und ein der größten Problem der Atomkraft: Neue Atomkraftwerke haben irre Planungs- und Bauzeiten und werden einfach nicht fertig.

– So kostet der Neubau Flamanville statt geplanten 3,3 Milliarden bereits heute 12,4 Milliarden obwohl noch kein Ende absehbar ist. Erwartet werden am Ende 19,1 Milliarden und das 5,6-fache der Planung. Und dazu kommt bereits heute eine Verzögerung um 10 Jahre. In Olkiluoto in Finnland stiegen die Baukosten so massiv über die per Festpreis vereinbarten 3 Milliarden, dass der französische Staat 7,5 Milliarden zuschießen musste, um den staatlichen Atomkonzern AREVA zu retten. Hier haben also die französischen Steuerzahler den Finnen günstigen Strom bezahlt. Man fragt sich warum da keine Gelbwesten demonstriert haben? Aber egal ob Flamanville, Olkiluoto oder Hinkley Point (auch explodierte Kosten) nirgendwo ist ein Datum der Inbetriebnahme absehbar.

https://www.iwr.de/news/atomenergie-wird-fuer-stromerzeugung-irrelevant-zu-teuer-und-zu-langsam-news37071

https://www.energiestiftung.ch/fokus-frankreich-detail/epr-flamanville-vom-vorzeigeprodukt-zum-albtraum-frankreichs.html

Kurz: Atomkraft und Gas als „nachhaltig“ und „grün“ einzustufen verhindert nur das unvermeidliche, ist absurde Geldverschwendung, gefährlich, klimaschädlich und wirklich, wirklich dumm.

….
Und ich bin an dieser Stelle noch nicht einmal auf Atommüll und seine hohen Ewigkeitskosten eingegangen, habe darauf hingewiesen, dass Atomkraft NICHT CO2-frei ist (siehe Uranabbau, Ewigkeitskosten für die Atommülllagerung, Beton, Bau, Abriss…) oder habe erwähnt dass Atomkraft und Erneuerbare nicht zusammenpassen (Atomkraft ist kaum regelbar und kann am besten immer exakt gleich viel Strom erzeugen, Erneuebare fluktuieren, ungünstiger geht es kaum)

Euer Captain Futura.

Ihre Rente ist sicher – der Koalitionsvertrag der Ampel ist durch.

Der Ampel-Koalitionsvertrag ist da und da will ich einfach mal #DankeDeutschland sagen!

Ich will ehrlich sein: Es gibt einiges am Koalitionsvertrag, was ich nicht feier. Beziehungsweise deulich wichtiger: Es fehlt vieles was ich gefeiert hätte.
Vor allem: Umverteilung fehlt. Den Mut sich endlich mal an echte Leistungsgerechtigkeit zu wagen. Weiterhin wird der Weg zum Reichtum vor allem über reiche Eltern führen. Und andere billig für sich arbeiten zu lassen. Aber das immerhin für einen Mindestlohn von 12 €.

Aber ganz ehrlich: Das Kind war trotz immerhin beschlossener Kindergrundsicherung bereits bei der mangelhaften Wahlkampf-Performance der Grünen in den Brunnen gefallen. Denn klar war: Mit einer FDP in der Koalition wird es hier keine großen Änderungen geben.

Aber abgesehen davon ist es tatsächlich erfrischend den Koalitionsvertrag zu überfliegen. Schon nach circa 2 Seiten atmet man vorsichtig auf. Da ist tatsächlich der Wunsch längst überfällige Dinge anzupacken. Sachen zu verändern. Verrückt was alles möglich ist, ohne die bleierne Bequemlichkeit der Union.

Und Andi B. Scheuert ist kein Minister mehr. Peterprinzip Altmaier ist kein Minister mehr. Julia Nestle Klöckner ist keine Ministerin mehr.
Allein dafür sollte man einen offiziellen Feiertag ausrufen.

Was mich hoffen lässt:

  • Ein klarer und mutiger Ausbaupfad für Erneuerbare. Offshore, Onshore, Solar.
  • Solarpflicht für Gewerbe
  • CO2-Zertifikatspreis nicht erhöht, aber 60 € Höhe garantiert. Wichtiges Commitment, da bisher entsprechende Handelssysteme IMMER durch gezielte Sabotage an den Zertifikatspreisen unterlaufen wurden
  • 2023 EEG-Umlage weg. Überfällig und ein wichtiges sozialökologisches Signal
  • Ziel: 30 % Ökolandbau bis 2030 und Paradigmenwechsel in der Landwirtschaft
  • Ende Glyphosat 2023
  • Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel, die gezielt Kinder bewerben
  • Digitalisierung als Querschnittsthema endlich ernst genommen
  • wenn ich es richtig lese kein Ausbau von (Mittel-)Elbe und Oder
  • Stop für Einschlag in bundeseigenen alten, naturnahen Buchenwäldern
  • europäische Naturschutzrecht soll eins-zu-eins umgesetzt werden. Klingt wie selbstverständlich, war es unter der CDU aber nicht. Nicht umsonst hatte Deutschland hier eine Rekordzahl von EU-Verfahren
  • Zum 1. Januar 2025 soll jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbarer Energien betrieben werden
  • mehr Start-up Förderung
  • Überfällige Anpassung des fehlgeiteten Dienstwagenprivilegs für Plug-In-Hybride. Dies greift zukünftig nur noch für überwiegend elektrisch genutzte Fahrzeuge
  • Bahn wird nicht privatisiert (Zum Glück, wäre Wahnsinn mit Ansage – siehe Großbritannien)

Ansonsten bleibts im Verkehrssektor dünn. Radverkehr kriegt gerade mal enttäuschende 2 dürre Sätze. Wie man hier so wenig Ideen haben kann ist mir schlicht schleierhaft. Und die FDP im Verkehrsministerium macht klar: Der Autobahnwahnsinn wird wohl weitergehen.

Der Verkehr war bisher der Sektor, der mit schöner Regelmäßigkeit Klimaziele torpediert. Hier fehlt mir die Phantasie eine grundlegende Verbesserung zu sehen und ich wage die Prognose: Hier wirds knallen. Genau wie bei Versiegelung und Wohnungsbau.

Dafür wird Wirtschaft und Klima bei Habeck zusammengeführt, was nach einer sinnvollen Verbindung klingt.

Und zum Schluss wird endlich eine echte und faire Wahlreform angestrebt (ohne die CSU ist sowas möglich), das Wahlalter auf 16 gesenkt und wird Cannabis tatsächlich legalisiert.

Hoffen wir einfach, dass wir das staatlich geprüfte Hasch nicht brauchen, um die Politik der Ampel zu ertragen. Aber in jedem Fall: Aufbruch für Deutschland und die Rente für Unions-Stümperministerien ist sicher.

Könnte schlimmer sein. Auch wenn die FDP…ach ihr wisst schon…

Budgetierung meines Alkoholkonsums – netto-null bis 2050!

Ich habe übrigens beschlossen meinen Alkoholkonsum bis 2050 auf null zu reduzieren. Dazu werde ich den Konsum nach einer großzügigen Übergangszeit ab 2035 langsam schrittweise absenken. Ich setze darauf, dass der Markt in dieser Übergangszeit Technologien erfindet, die es mir erlauben bei gleichbleibendem oder sogar wachsendem Alkoholkonsum den Alkohol aus meinem Körper zu filtern, bevor er Schäden verursacht.

Zudem werde ich in meinem Freundeskreis unter all denen, die auch alkoholneutral werden wollen, ein Alkoholkonsum-Handelssystem einrichten. Verzichtet man einen Abend auf Alkohol, kann der entgangene Alkoholkonsum auf Andere übertragen werden. Auch wenn man an dem Abend eigentlich eh nicht getrunken hätte gilt: Man hätte ja trinken können, hätte man gewollt!

Freunde, die bisher einen unterdurchschnittlichen Alkoholkonsum hatten, bekommen in diesem System zudem zusätzliche Unterstützung, um ihren Alkoholkonsum auf ein angemessenes Niveau zu heben, bevor sie sich dann ab 2040 auch auf einen Absenkungspfad Richtung Netto-Null-Alkohol einschwenken.

Alkohol, den ich schon vor 2035 nicht trinke, wird natürlich auf das Restbudget für die Zeit nach 2035 raufgerechnet. Trinke ich nach 2035 doch einmal mehr Alkohol als das Budget erlaubt, werde ich bis dahin Technologien entwickelt haben, mit denen ich die schädlichen Folgeprodukte auffangen und in einem größtenteils sicheren unterirdischen Speicher aufbewahren kann.

Als Brückenkonsum bis zu einem endgültigem Alkoholverzicht ersetze ich Bier und Schnaps durch vergorenen Apfelsaft aus heimischen Quellen.
Der Beschluss zur Alkoholneutralität bis 2050 ist übrigens nicht bindend und rein als Absichtserklärung zu verstehen – aber ich sehe mich hier trotzdem als absoluten Voreiter und rufe euch alle auf es mir gleich zu tun!

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