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Radwege-Neubau in Berlin unter Schwarz-Rot

CDU und SPD sind in Berlin angetreten um endlich mit dem Chaos aufzuräumen. Und den „Kampf“ zwischen den Verkehrsträgern – vor allem Rad und Auto – zugunsten eines „friedlichen Miteinanders“ zu beenden.

Das erste ist ein bisschen lustig, weil mindestens die SPD das chaotische Berlin in den letzten naja bald schon Generationen maßgeblich verursacht hat.

Das zweite lässt aufhorchen und man fragt sich wie das gemeint ist. Vor allem wenn Kai Wegner sagt: „Ich will keine Radwege, mit denen man Autos mutwillig ausbremst“ und das der Raum doch „fair verteilt werden müsste“.

60 % der Verkehrsfläche gehören in Deutschland maßgeblich den Autos. Für die Radfahrer sind ganze 3 % reserviert. Also zumindest wenn da nicht gerade ein Kurzzeitparker mit Warnblinkern steht.

„Fair verteilen“ müsste dann ja eigentlich bedeuten, dass in Berlin unter Schwarz-Rot wie wild neue Radwege gebaut werden müssten. Auch die neue Verkehrssenatorin versprühte anfangs bei der Präsentation der Regierungsvorhaben konziliante Energie.

Und dann? Dann beganne die Rollbackfestspiele.

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Akt 1. Die CDU öffnet die Friedrichsstraße sofort wieder für Autos und schickt eine Anordnung an alle Bezirke ALLE Radwegplanungen auf Eis zu legen bei denen auch nur ein Parkplatz in Gefahr ist oder Autospuren wegfallen. Es ist dabei unklar, ob das nur Radwege in der Planung, in welchem Planungsstadium, oder sogar im Bau betrifft.

Akt 2. Es gibt einen Aufschrei, plötzlich ist nicht mehr von einem Parkplatz die Rede, sondern von einer definierten Anzahl von Parkplätzen auf einer bestimmt Länge des Radwegs. Weiterhin ist unklar welche Radwege betroffen sind, aber angeblich wohl nur Radwege in Planung. Die Bezirke sind verwirrt.

Akt 3. Jetzt heißt es plötzlich Radwege, die hauptsächlich der Sicherheit von Schulkindern dienen, sollen weitergeplant werden. Niemand weiß, welche das sind. Die Bezirke sind verwirrt.

Akt 4. Offensichtlich werden auch Radwege im Bau und sogar komplett fertige Radwege gestoppt. Ein Radweg in Reinickendorf mit einer CDU-Verkehrsstadträtin wird – gerade für 280.000 € fertig gestellt – wieder abgeschafft und überklebt. Er ist zu 3/4 durch Fördergelder vom Bund bezahlt und die müssten zurückgezahlt werden. Die CDU geht auf Nachfrage auf Tauchstation. Die Bezirke sind verwirrt.

Akt 5. Es kommt raus, dass mit dem Einfrieren der teilweise schon Jahre laufenden Radwegplanungen Millionen von Fördergeldern in Gefahr sind, entweder neu beantragt oder zurückgezahlt werden müssten. Ziemlich viel Schaden um nach CDU-Aussage „die Planungsprozesse zu überprüfen“. Es gibt eine Anhörung, die CDU wirkt verwirrt.

Akt 6. Das Mobilitätsgesetz hat Schwarz-Rot zwar gestoppt, aber trotzdem könnte das Vorgehen der CDU den Gesetzen widersprechen. Jetzt sind alle verwirrt – Berlin im kompletten CDU-Verkehrschaos.

to be continued.

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Ich möchte an dieser Stelle anmerken: Eingebrockt hat Berlin dieses Desaster – neben offensichtlich ideologisch getriebenen und überforderte CDU-Politikerinnen und Politikern – die Giffey-SPD.

Wer mitbekommen hat, wie Giffey klammheimlich die A100 weitergetrieben hat und mit großen Teilen ihrer SPD permanent bei Radwegausbau und co. auf der Bremse stand, hätte ahnen können was kommt.

Trotzdem bin ich fast belustigt erstaunt WIE GNADENLOS DREIST die CDU gerade abgeht und die eigenen Aussagen zur Mäßigung Lügen straft.

Ich sag mal so: Eeit Jahren erzählen mir supersmarte und eigentlich linke Nasen gerne mal: „Wählen bringt doch eh nix! Und #Gruene 😒 vergiss es!“.

Tja nu. Wählen wirkt.

Wer die Berliner CDU wählt, hat es so gewollt. Und wer die Berliner SPD wählt?

Der ist selber schuld.
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https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/mobilitaet-verkehr-berlin-manja-schreiner-senat-legt-radwegprojekte-auf-eis-immer-mehr-strassen-sind-betroffen-li.361591

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1174155.verkehrspolitik-berlins-verkehrssenatorin-das-grosse-missverstaendnis.html

https://www.morgenpost.de/article238704963/radweg-ausbau-stopp-cdu-senat-schreiner-verkehr-senatorin-mobilitaetsgesetz.html

https://www.tagesschau.de/inland/regional/berlin/rbb-stoppt-die-cdu-verkehrssenatorin-einen-fertigen-radweg-102.html

https://www.morgenpost.de/berlin/article238747277/manja-schreiner-radweg-projekte-kein-baustopp.html

CDU und SPD torpedieren das Mobilitätsgesetz

https://www.zeit.de/politik/deutschland/2023-06/berlin-buergermeister-kai-wegner-cdu-radweg-projekt-stopp-begruenung-alexanderplatz

https://taz.de/Berlin-stoppt-Verkehrswende/!5938884/

https://www.businessinsider.de/wirtschaft/auto-vs-fahrrad-3-prozent-der-strassenflaechen-entfallen-auf-radwege-2019-11/

Schanzenpark

Ein Park wie ein räudiger Straßenköter. Wer sich an einem schönen Sommerabend gerne mit Drogen eindecken möchte, um danach high am Fuße des Wasserturms zu der Musik aus circa 24 verschiedenen mitgebrachten Ghettoblastern vor und zurück zu wippen, ist hier genau richtig. Da aus unerfindlichen Gründen auf allen Ghettoblastern im Schanzenpark nur Elektro zu laufen scheint ist das Übersprechen der Boxen sogar nüchtern halbwegs erträglich.

Weniger erträglich sind die Müllberge nach Ende der Spontanraves, die am folgenden Tag zwischen Joggern und Hunden über Schanzenwiese und Wege verwehen bis die Stadtreinigung sich endlich erbarmt. Der Schanzenpark hätte so schön sein können, doch irgendein geldgeiles Mitglied des Hamburger Pfeffersackfilzes muss irgendwann auf die Idee gekommen sein den Wasserturm der majestätisch über allem thront in ein Mövenpick-Nobelhotel zu verwandeln. Jeder weiß, dass Mövenpick Eis viel zu süß ist und Mövenpick-Hotels viel zu teuer und so passierte was passieren musste: Dem Schanzenpark wurde für ein paar Milliönchen „unter Freunden“ das Herz entrissen. Statt eines möglichen Kulturzentrums sitzt hier nun die reiche Klasse in ihrem Raumschiff und schaut auf den Pöbel herab. Derweil kämpft sich unten die Polizei zwischen Alkis auf der sinnlosen Suche nach Drogen durch Büsche und fährt über den Hauptweg Streife. Übrigens haben die Reichen ihren eigenen Zugang von hinten durch die kalte Küche bei Umgehung des Parkes. Natürlich.

Kommen wir zum Positiven: Wirklich unsicher ist der Park nicht, die Drogendealer wollen sich ihr Geschäft nicht kaputt machen, auch spät nachts und allein hab ich nie wirklich unsicher gefühlt. Aber ich fühl mich auch sehr selten nachts unsicher, vielleicht bin ich kein guter Unsicherheits-Seismodingsbums. An dem Ende des Parks Richtung Planten & Bloomen, versteckt in den Bäumen, gibt es Fußballplätze. Im Cafe Sternchance kann man sich im netten Garten einen wirklich ordentlichen Mittagstisch gönnen, während die Kinder Backe-backe Kuchen spielen und Sand essen. Der Cappuccino ist auch ganz veritabel. Kurz hinterm Mövenpick-Hotel steht im Sommer entweder ein Zirkuszelt mit diversen auch kinderfähigen Veranstaltungen und Sommermärchen-Public-Viewing oder Freiluftkino ist angekündigt. Das Zirkuszelt ist ganz cool, das Freiluftkino säuft eigentlich Jahr für Jahr ab. It’s Hamburg, you know.

In Richtung Schanzenbahnhof gibts direkt vorm Schanzenbahnhof in Verlängerung des Parks die Kaffeetanten mit linker Gesinnung, gutem Kaffee und leckerem aber für die Post-Drogen-Fressattacke definitiv viel zu kleinem Quiche. Hier empfiehlt sich eher einen der jüngst exponentiell gewachsenen Falafelläden anzusteuern. Der Klassiker „Falafelstern“. Die waren vorher da. Sehr lecker auch Kimo. Der war zwar später da, aber seine Merguez- oder Shawarma-Teller sind in Sachen Preis-Geschmacks-Menge-Verhältnis schwer zu toppen. Ach so und irgendwo versteckt in den Bäumen gibt es noch so einen ganz coolen Fußballkäfig, ich sag aber nicht wo, da spiel ich manchmal und ich will nicht dass da noch mehr nervige Kinder aufkreuzen. Im Winter ist die Schanzenwiese an den seltenen Tagen spontaner Zusammenkunft von Schnee und kalter Witterung ein Schlitteneldorado für alle unter 7 und die sehr leicht Begeisterbaren und Faulen dadrüber. Also mich zum Beispiel. Wers härter braucht fährt Richtung Altona und Elbhang.

Schanzenpark hamburgisch erlebt

Am Falafelstern einen Sternfalafel holen (Das riesige Teil für 4€ mit allen Vorspeisen drin, auch mit Schawarma oder den Hackbällchen, die nie da sind, lohnt sich das, die eigentlichen Falafel sind öde) oder zu Kimo wenns ein Teller sein soll, bei den Kaffeetanten einen Cafe Togo, dann gemütlich durch den Park schlendern, nicht auf das „Alles gut“, „tsss, tsss…“ der Dealer reagieren, den Kroaten bei ihrem ominösen Boule-Boccia-Derivat zuschauen und schließlich am ewigen Feuer der Rastafaris beim Spielplatz die Hände wärmen. Es geht übrigens die Legende um, dass an dem Tag an dem das Feuer der Rastafaris ausgeht und sie aufhören zu tanzen, Störtebecker wieder aufersteht und Olympia nach Hamburg bringt.

 

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