Man sollte ja so grundsätzlich denken, dass es keine Rocket Science ist eine grüne Energiequelle richtig zu erkennen.

Leider belegt Captain Europa gerade das Gegenteil und scheitert an dieser fast schon absurd leichten Aufgabe.

Die EU hat sich ambitionierte Klimaschutzziele gesetzt. Um diese zu erreichen will sie vor allem auch Finanzmittel gezielt steuern. Dafür stuft sie unter anderem Energieformen als „grün“ ein. Das soll großen Rentenfonds und anderen Investoren das Signal geben, dass sie hier gefahrlos und zukunftssicher investieren können.

In einem schief (oder gerade richtig) gelaufenen Kuhhandel der Atommacht Frankreich mit den Kohlekraft-Schlaftabletten der alten deutschen Bundesregierung (und einigen anderen Staaten aus Osten wie Westen der EU) will die EU-Komission unter der Leitung von von der Leyen nun aber auch Investitionen in Atomkraft und Gaskraftwerke als „nachhaltig“ bzw. „grün“ einstufen.

Atomkraft, weil es ja schließlich „CO2-frei“ wäre. Gas, weil es ja angeblich „sauber“ wäre und eine wichtige Brückentechnologie wäre.

Damit bleibt die EU ihrem Motto „lieber zu spät als zu vorrausschauend“ treu. Statt jetzt entschieden und zügig auf Erneuerbare Energien umzusteigen, baut man lieber immer längere Brücken in eine dann vermutlich katastrophal erhitzte und verstrahlte Zukunft.
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Hier für alle Interessierten die wichtigsten Argumente.

Erdgas macht abhängig

– 51 % der deutschen Gasimporte kommen aus Rußland. Die Folge der Entscheidung wäre eine noch weiter steigende Abhängigkeit von den Launen und Schachzügen eines Diktators.

https://www.deutschlandfunk.de/nord-stream-2-wie-abhaengig-ist-deutschland-von-russischem-100.html

Erdgas ist klimaschädlich und klimaschädlicher als häufig gedacht.

– Erdgas ist und bleibt ein fossiler Energieträger – der oberflächlich sauberer verbrennt als Kohle aber Methanlecks auf den langen Transportwegen und bei der Verteilung in Deutschland erhöhen den Beitrag von Erdgas zur Klimaerhitzung deutlich.

https://www.energiezukunft.eu/klimawandel/methan-lecks-in-deutschland/

Immerhin ist Erdgas in modernen Kraftwerken vergleichsweise gut regelbar und kann damit gut mit den fluktuierenden Erneuerbaren Energien kombiniert werden. Und die Kraftwerke könnten theoretisch irgendwann ab oder bis 2030 auf grünen Wasserstoff oder Biogas umgestellt werden. Nur gibt es bis heute kaum grünen Wasserstoff und es ist zweifelhaft ob das passieren wird. Biogas sorgt schon heute für ökologisch problematische Maismonokulturen und sollte eigentlich auf die Reststoffverwertung beschränkt sein, wo sie ökologisch und nachhaltig ist. So spricht die EU nur wieder ein neues Versprechen für die Zukunft aus, das heute schon kaum haltbar wirkt und droht wichtige Investitionenen zu verschleppen.
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Atomkraft ist unsicher

Nach Tschernobyl hieß es: „Atomkraft in technologischen entwickelteren Ländern ist sicher!“ nach Fukushima hieß es: „Atomkraft in technologisch entwickelteren Ländern im WESTEN ist sicher!!!“ – aber diverse Zwischenfälle in Pannenreaktoren von Brunsbüttel, Krümmel bis Tihage, Doel und co. belegen wie schwer die Technologie auch heute noch kontrollierbar ist. „Atommachte“ Frankreich musste so schließlich auch seinen schlimmsten Pannenreaktor Fessenheim abschalten, weil der europaweite Druck angesichts der fast schon absurd anmutenden ewigen Problemkette zu hoch wurde. Und diese Anfälligkeit gilt auch für neu gebaute Kraftwerke, wie ein Whistleblower vor kurzem offenlegte:

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1159746.frankreich-und-die-atomkraft-frankreichs-pannen-reaktoren.html

Atomkraft ist unzuverlässiger als man denkt

Derzeit sind 30 % der französischen Atomkraftwerke wegen Pannen, Problemen oder Wartungen abgeschaltet. In sommerlichen Hitzewellen muss Frankreich regelmäßig deutschen Solarstrom beziehen weil viele Atomkraftwerke abgeschaltet werden müssen, um beim Kühlen nicht die Fische in den austrocknenden Flüssen zu frittieren. Das Problem wird mit dem Klimawandel aber bestimmt besser. Nicht.

https://www.iwr.de/news/stromausfall-fast-30-prozent-der-franzoesischen-atomkraftwerke-sind-abgeschaltet-news37748

https://www.energiezukunft.eu/klimawandel/energiekonzern-edf-muss-atomreaktoren-abschalten/

Atomkraft ist langsam und viel zu teuer, um uns zu retten

– Der Anteil der Erneuerbaren am Bruttoendenergieverbrauch hat sich in Deutschland seit 2004 mehr als verdreifacht. Auf heute knapp 20 %. Beim Strom gab es sogar mehr als eine Vervierfachung auf 45,4 %. Und das alles trotz einer schläfrigen Merkelregierung. EU-weit war die Entwicklung ähnlich – auch hier werden heute rund 20 % des Energieverbrauchs erneuerbar gedeckt.

– Im gleichen Zeitraum ist der Anteil der Atomkraft deutlich gesunken. Auch im Atomstaat Frankreich. Weltweit trägt die Kernenergie nur 10 % zur Stromerzeugung und ganze 5 % zum Primärenergieverbrauch bei. Tendenz auch hier: Sinkend! Wegen dieser 5 % verstrahlte Landschaften zu riskieren klingt reichlich absurd.

https://www.destatis.de/Europa/DE/Thema/Umwelt-Energie/Kernenergie.html

Klicke, um auf 2021_hgp_erneuerbareenergien_deutsch_bf.pdf zuzugreifen

– Erneuerbare haben die Atomkraft in Europa bereits heute deutlich überholt.

https://www.weltenergierat.de/publikationen/energie-fuer-deutschland/energie-fuer-deutschland-2021/energie-in-der-europaeischen-union-zahlen-und-fakten/?cn-reloaded=1

– Zu guter Letzt ist Atomkraft neu gebaut heute bereits die teuerste Energieform. Und während Wind- und Solarstrompreise in den letzten Jahrzehnten fast im freien Fall waren und immer weiter sinken, ist das Kostensenkungspotential bei der Atomkraft vorsichtig gesagt sehr gering. Wind und Solarenergie sind heute bereits ab 4 cent pro kWh zu haben. Währeddessen musste z.B. Großbritannien für seinen ewigen AKW-Neubau Hinkley Point eine Preisgarantie von fast 12 cent pro kWh aussprechen damit überhaupt gebaut wurde. Und da sind Ewigkeitskosten für Atommüll und Risiken noch NICHT einmal einkalkuliert.

Atomkraft nicht konkurrenzfähig

https://www.quarks.de/technik/energie/welche-art-von-strom-ist-am-guenstigsten/

– Und ein der größten Problem der Atomkraft: Neue Atomkraftwerke haben irre Planungs- und Bauzeiten und werden einfach nicht fertig.

– So kostet der Neubau Flamanville statt geplanten 3,3 Milliarden bereits heute 12,4 Milliarden obwohl noch kein Ende absehbar ist. Erwartet werden am Ende 19,1 Milliarden und das 5,6-fache der Planung. Und dazu kommt bereits heute eine Verzögerung um 10 Jahre. In Olkiluoto in Finnland stiegen die Baukosten so massiv über die per Festpreis vereinbarten 3 Milliarden, dass der französische Staat 7,5 Milliarden zuschießen musste, um den staatlichen Atomkonzern AREVA zu retten. Hier haben also die französischen Steuerzahler den Finnen günstigen Strom bezahlt. Man fragt sich warum da keine Gelbwesten demonstriert haben? Aber egal ob Flamanville, Olkiluoto oder Hinkley Point (auch explodierte Kosten) nirgendwo ist ein Datum der Inbetriebnahme absehbar.

https://www.iwr.de/news/atomenergie-wird-fuer-stromerzeugung-irrelevant-zu-teuer-und-zu-langsam-news37071

https://www.energiestiftung.ch/fokus-frankreich-detail/epr-flamanville-vom-vorzeigeprodukt-zum-albtraum-frankreichs.html

Kurz: Atomkraft und Gas als „nachhaltig“ und „grün“ einzustufen verhindert nur das unvermeidliche, ist absurde Geldverschwendung, gefährlich, klimaschädlich und wirklich, wirklich dumm.

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Und ich bin an dieser Stelle noch nicht einmal auf Atommüll und seine hohen Ewigkeitskosten eingegangen, habe darauf hingewiesen, dass Atomkraft NICHT CO2-frei ist (siehe Uranabbau, Ewigkeitskosten für die Atommülllagerung, Beton, Bau, Abriss…) oder habe erwähnt dass Atomkraft und Erneuerbare nicht zusammenpassen (Atomkraft ist kaum regelbar und kann am besten immer exakt gleich viel Strom erzeugen, Erneuebare fluktuieren, ungünstiger geht es kaum)

Euer Captain Futura.