Es gab mal die religiöse Idee den Zehnten abzugeben. Eine frühe Art der Steuer und der sozialen Unterstützung der weniger Glücklichen. Nach und nach enstanden auf der Idee der Steuer immer komplexere Staatswesen. Anfangs häufig nur um klamme Kriegskassen zu füllen, wandelte sich die Steuer zu einem Instrument um ein wirkliches demokratisches Gemeinwesen zum Wohle der Allgemeinheit aufzubauen. Natürlich immer im wichtigen Widerstreit zwischen Eigenverantwortung und staatlicher Unterstützung.

Und heute? Heute zahlen riesige Digitalkonzerne nicht einmal mehr den Zehnten. Flehen manche Multimillionäre schon fast darum endlich besteuert zu werden. Versucht man wenigstens mal eine globale Mindeststeuer von 15 % zu erreichen. Während Staaten weltweit unter den Belastungen der Coronakrise ächzen sind die Reichen in Rekordzeit noch reicher geworden. Und dann wird der reichste Mann der Welt mit 300 Milliarden – die er so auch dank absurder Steuergesetze sammeln konnte – „Person of the Year“ im Time Magazin, wenn man in der Coronakrise auch mal die Forscher hätte würdigen können. Und Jeff Bezos auf Platz 2 mit 200 Milliarden (Etwas gerupft durch seine Scheidung), der ein ganzes Unternehmen auf Steuervermeidung aufgebaut hat. *

Und in Deutschland? In Deutschland besitzen 1 % der Deutschen 35 % des Vermögens. Und die unteren 50 % besitzen 1,4 % des Vermögens. Die Vermögensypramide steht Kopf.

Das absurde: Wer in dieser Lage auf die Idee kommt, dass Arbeit überhaupt keine Chance mehr zum Aufstieg bietet, weil in Zeiten von Digitalisierung und Vermassung die Patent- und Firmenbesitzer immer am längeren Hebel sitzen, der wird als Kommunist verachtet.

Wer anmerkt, dass die Erbschaftssteuer dringend überarbeitet gehört, damit sich Leistung wieder lohnt ist, ist ein „gefährlicher Sozialist“.

Und wenn wie jetzt die Inflation steigt werden zum Großteil die verbleibenden Vermögen von Mittel- und Unterschicht vernichtet. Denn die Oberschicht ist mit Aktien, Firmenbesitz, Grundbesitz und anderem Vermögen gut abgesichert.

Dabei würde die ganze Gesellschaft von echter Chancengleichheit profitieren. Weil dann tatsächlich die klügsten Köpfe Lösungen für die Probleme unserer Zeit finden können und nicht die Geburt über deine Position entscheidet.

Wer übrigens sehen will wo eine weitere aggressive finanzielle Spaltung der Gesellschaft führt, schaut einfach mal nach Chile, wo Nehmen schon viel länger seliger ist als Geben. Die Folge ist eine politische Destabilisierung der Demokratie und ein ultrarechter Wehrmachtssohn, der sich zur Wahl stellt, um den Neoliberalismus noch weiter zu treiben.

In diesem Sinne: Frohe Meinachten! Nehmen ist seliger denn Geben.

Euer Captain Futura.

https://www.zeit.de/wirtschaft/2020-07/vermoegensverteilung-deutschland-diw-studie-ungleichheit

P.S. Wenn ihr noch ein schönes Weihnachtsgeschenk braucht hab ich da ein schönes Buch. Kauft es wenn möglich nicht bei Jeff Bezos, sondern im lokalen Fachhandel oder einfach hier, direkt beim Verlag:

https://www.m-vg.de/yes/shop/article/20212-grafiken-fuer-eine-bessere-welt/

* P.S. Es geht mir hier nicht um die Nichtwürdigung der Lebensleistung von Bezos oder Musk, aber man darf sich schon mal fragen ob die 200 / 300 Milliarden wert ist.