Tag: Umwelt (page 6 of 10)

Tür 7: Futurakalender – wie nachhaltig Deutschland ist

Futura-Adventskalender Tag 7: 2017 summierten sich die Ausgaben für Umweltschutz von Bund, Unternehmen und privaten Haushalten auf 70,4 Milliarden. Das wirkt so lange eindrucksvoll, bis man es in Relation zu dem größtenteils umweltschädigend erreichten Bruttosozialprodukt von 3657 Milliarden im selben Jahr setzt.

Die traurige Realität ist, dass letztlich nur 2 Prozent der Wirtschaftsleistung dafür eingesetzt werden, die Schäden aus der nicht nachhaltigen Wirtschaftskraft Deutschlands oberflächlich zu beheben. Die Sozialausgaben dagegen summieren sich immerhin fast auf eine Billion. Die Nachhaltigkeit steht in Deutschland also auch 2020 nur auf zwei Säulen, die tragfähig genug sind, während die Ökologie als dritte Säule vernachlässig wird. Im derzeitigen Regierungshandeln ist zudem keine Änderung absehbar.

Ohne einen gesunden Planeten wird unsere Zivilisation auf Dauer nicht überleben können, das zeigt sich deutlich beim Klimawandel. Und mit dem Planeten geraten auch Wirtschaft und Soziales in Schieflage, bis das ganze Gebäude in sich zusammenfällt. Die Konsequenzen des Klimawandels zeigen sich längst in Waldsterben und Dürren, Hitzewellen und Starkregenereignisse verursachen Milliardenschäden.

Die Folgekosten unseres derzeitigen Wirtschaftens für heutige und folgende Generationen sind absehbar gigantisch und es gilt längst: It’s the economy that’s stupid!

So sehr wir auch an Details Symptombehandlung betreiben, Abwässer und Abgase reinigen und versuchen, uns mit Ablasshandel ein gutes Gewissen zu verschaffen: Ein System, das auf Raubbau an der Natur und ewigem Wachstum basiert, ist auf Dauer nicht tragfähig. Die Zeit für Symptombehandlung ist längst vorbei, wir brauchen ein neues sozial-ökologisches Haus und zwar besser heute als morgen.
https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Umwelt/Umweltschutzmassnahmen/_inhalt.html

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Tür 6: Futurakalender – 2100 – ein Großteil der Städte ist im Meer versunken

Futura-Adventskalender Tag 6: Zum Nikolaus ein kleiner Nachtreter – ich hab hier Anfang Oktober gemeint: „Warum nicht einen geplanten kurzen Lockdown vor Weihnachten ankündigen?“ Denn vor Augen hatte ich als Horroszenario genau das was gerade passiert.

Einen soften Möchtegern-Kosumerhaltungslockdown, der infektionstechnisch wenig bringt aber die komplette Unterhaltungsbranche, Musik, Kultur, Restaurants, Dienstleistung maximalmöglichst schädigt und Amazon und co. maximalmöglichst freut. Und eine Bundesregierung, die zur Unzeit, wenn sie es noch nicht mal schafft, die fucking NOVEMBERhilfen vor JANUAR auszuzahlen, schon rödelt, dass es aber bald mal „vorbei sein müsste“ mit dem zahlenden Staat – obwohl der ja noch gar nicht wirklich gezahlt hat. Als würden die zunehmend verzweifelten, von der Arbeit verhinderten Selbstständigen und Kleinbetriebe, der verzogene langzeitstudierende Sohn sein, der Vaddern seit Annudazumal auf der Tasche hängt, weil er statt Studieren lieber Paaarty macht. Die NOVEMBERhilfen bestehen übrigens größtenteils aus Geldern, die bei den Frühlingshilfen übergeblieben sind, weil die Beantragung da so „geschickt“ gemacht war, dass sie von den Selbstständigen komischerweise kaum abgerufen wurden.

Ach und diesmal muss man für die Hilfen belegen, dass 80 % der Einnahmen aus einer Lockdownopferbranche kommen. 80 Prozent. Als würden 50 % Einnahmensausfall für die Pleite nicht reichen. Man wird also für Klugheit und vorrausschauendes Handeln bestraft.

Man hätte einen harten, zeitlich begrenzten, vorgeplanten, vorentschädigten Lockdown machen können. Das Land für 14 Tage in Stasis, danach so gut wie alle Infektionsketten gebrochen und Wirtschaft geringstmöglich geschädigt. Statt dessen nun also das Pflaster aber gaaaanz langsam von der Wunde. Jedes Haar einzeln ausreißen. Und am 10 Januar ist dann aber diesmal wirklich Schluss! Doch, doch.

Also wenn es das Ziel der Wirtschaftspartei CDU gewesen, die Wirtschaft maximal zu schädigen und möglichst viele Querdenker zu erzeugen – dann läufts gerade super!

Und in den Satiremagazinen und in der Presse: „Corona, Corona, Corona, Corona, Corona, Corona, Corona, Corona, Corona, Corona, Corona, Corona, Corona, Corona, Corona, Corona, Corona, Corona, Corona, Corona, Corona, Corona, AfD, Corona, Corona, Corona, Corona, Corona, Corona, Corona, Corona,…

Ach da war noch was mit Klimawandel, sozialer Gerechtigkeit, Wohnungsnot, Lieferkettengesetz? Oh. Na jetzt ist die Sendezeit um. Schade.

Der Meeresspiegel steigt und wir diskutieren immer noch über Gesichtsmasken.

Ach und schönen Nikolaus.
Euer Captain Futura

Tür 4: Futurakalender – Was ist guter Kaffee?

Ich finds ja schon seit langem faszinierend wie Menschen für einen lappigen To-go-Kaffee aus dem Papp-Plastikdeckel Becher ohne mit der Wimper zu zucken 3 € hinblättern, oder Unsummen für fiese Alukapseln ausgeben (Merke: Alu ist bei der Erzeugung eines der ökologisch übelsten Metalle) aber keine 6 cent pro Tasse über haben, um an die Erzeugerinnen des Kaffees und unsere gemeinsame Zukunft zu denken.

Kaffeenerds auf der halben Welt füllen ganze Bibliotheken mit der richtigen Zubereitungsweise für „guten“ Kaffee – aber ökologisch und menschlich gut sind immer noch nur 4,3 % des in Deutschland getrunkenen Kaffees. Der Anteil steigt immerhin seit Jahren, aber bleibt weiter lächerlich niedrig angesichts der Unsummen die Weihnachten für Weihnachten für die nächste Padmaschine oder den nächsten Vollautomaten ausgegeben werden.

Auf Langstrecke übrigens am günstigsten und natürlich auch am besten: Ein guter Bio- und Fair-Cappuccino aus der Siebträgermaschine. Es gibt sehr gute gebrauchte z.B. von Gaggia, die noch ordentlich gebaut sind und ewig halten (bloß nicht die neuen kaufen, die sind aus Plaste!) für 200-300 € zu haben sind und jahrzehntelang jeden Morgen verschönern.

Mein Tipp übrigens für alle, die wie ich als Eichhörnchen geboren wurden und kein Koffein mehr brauchen: Utamtsi Bio Espresso entkoffeiniert. Ich hab vieles probiert und das ist der DEFINTIV beste koffeinfreie Espresso der Welt. Hab ich schon meinen Eltern untergeschummelt. Kaffeeliebhaber der ersten Stunde. Und die haben nichts gemerkt…

Euer Captain Cappuccino

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Tür 3: Futurakalender – Fridays for Future vs. Fridays for Hubraum

Ich hab mich immer gefragt vielleicht hat Dieter Nuhr ja recht wenn er den „Fridays-For-Future“ Kids ihren Handykonsum vorwirft und damit die SUVs seiner Fridays-For-Hubraum-Generation verteidigt. Also hab ich einfach mal die Zahlen sprechen lassen. Und was soll ich sagen: Es stimmt!

Tatsächlich ist Streaming dann am schlimmsten, wenn man unterwegs auf dem Handy Video schaut. Allerdings muss man 15 Stunden! die neuesten Videos von Greta Thunberg schauen, um so viel CO2 zu verursachen, wie 1 km mit einem Oberklasse SUV. Ich weiß ja nicht wie es bei euch ist, aber ohne 4 Ersatzakkus, 3 Espressi, 2 Extra-Datenraten und 1 Extra-Nacken schaff ich das eher nicht. Und niemand fährt 1 km mit seinem SUV.

Der durchschnittliche Deutsche fährt im Durchschnitt 11.733 Kilometer im Jahr. Wenn man soviel CO2 mit Streaming erzeugen wollte, müsste man im Jahr 175.995 Stunden UNTERWEGS mit dem Handy streamen (Zuhause ist um den Faktor 20-50 weniger schlim) – ein Jahr hat aber nur 8760 Stunden. Man müsste also 20 JAHRE streamen. In einem Jahr.

Daher sorry Dieter, aber nicht nur deine Einstellung ist veraltet. Deine Zahlen sind es auch. Vielleicht solltest du die Bühne einfach häufiger Jüngeren überlassen, die sich informieren bevor sie auftreten.

komplette Quellen und Grafik im Buch „Grafiken für eine bessere Welt“ – https://www.m-vg.de/yes/shop/article/20212-grafiken-fuer-eine-bessere-welt/

Grafik entstanden in Zusammenarbeit mit dem Klimatopist – seines Zeichens Klimaforscher. Da gibt’s noch mehr tolle Infos in Sachen Klimawandel.

Wichtigste Quellen hier:
https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/video-streaming-art-der-datenuebertragung

https://www.iea.org/commentaries/the-carbon-footprint-of-streaming-video-fact-checking-the-headlines

Tür 2: Futurakalender – Verkehrswende?

Futura-Adventskalender Tür 2: Man hat ja in Deutschland immer so ein bisschen das Gefühl, dass Gesetze nur so lange gelten bis eine Autobahn gebaut werden soll. Dann werden jahrzehntelang geschützte Naturschutzgebiete plötzlich normale Ackerflächen, Bauordnungen verlieren ihre Gültigkeit, der Dannenröder Wald ist plötzlich Forst und nur noch ein nerviges Hindernis. Während auf der anderen Seite seit Jahrzehnten Sonntagsreden von der Verkehrswende und der Förderung der Bahn geschwungen werden, aber das gefühlte Angebot immer dünner wird.

Ich hab zu dem Gefühl mal die realen Zahlen überprüft. Und ich denke sie sprechen für sich. Denn während die Bahnstrecken seit 1950 eigentlich jedes Jahr abgenommen haben, ist das Autobahnnetz kaum gebremst um 611 % explodiert und wächst weiter Jahr für Jahr.

Die höchste Ausdehnung des Eisenbahnnetzes in Deutschland war übrigens 1913 mit 63.337 km. Heute haben wir noch 38.500 km.

Grafik übrigens nach der Idee von meinem Vater. Der beschäftigt sich schon sehr lange mit dem Thema. Und ja, die Zahlen sind korrekt. Leider.

Quellen und Grafik im Buch „Grafiken für eine bessere Welt“ – https://www.m-vg.de/yes/shop/article/20212-grafiken-fuer-eine-bessere-welt/

Tür 1: Futurakalender – in 1 Sekunde

Tag 1. im Futura-Adventskalender. Was passiert in einer Sekunde?

Schnipsts einfach mal mit den Fingern. Und stellt euch bei jedem Schnipsen vor: „2,5 Menschen mehr*“ – „2.500 € mehr auf dem Konto“ – „2.100 Hühner einen Kopf kürzer“ – … und ich behaupte mit jedem Schnipsen wird der Irrsin unseres Wirtschaftens deutlicher… „Ein halbes Fußballfeld Regenwald weniger“ – …

Quellen und Grafik im Buch „Grafiken für eine bessere Welt“ – https://www.m-vg.de/yes/shop/article/20212-grafiken-fuer-eine-bessere-welt/

* sorry, der halbe Mensch ist in der Vorstellung immer etwas schwierig. Denkt einfach an „Kill Bill“.

Amazon und Luxemburg Leaks

Ab Morgen ist wieder Black-Friday-Woche bei Amazon. Geil!! Aber ich seh da schwarz. Zumindest für den Staat. Denn Amazon zahlt dank dreckiger Steuertricks und freundlicher Mithilfe der Luxemburger Behörden keine Steuern oder bekommt sogar welche zurück. ABER DER STAAT, DAS SIND WIR! Schulen, Universitäten, Schienen, Straßen, Kindergärten: Wollt ihr wirklich zusehen wie all das vom Todesstern Amazon zerlegt wird?

Denn das erklärte Ziel von Amazon ist lokale und nationale Strukturen mit purer Finanzkraft und Steuertricks zu zerlegen um dann mit einem Quasi-Monopol RICHTIG Kohle zu machen. Wollt ihr das wirklich unterstützen und dafür sorgen dass der Todesstern weiter wächst? Oder seid ihr Teil der Revolution?
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P.S. Bücher sind bei jedem Laden um die Ecke genauso günstig wie bei Amazon. Also bewegt euren Hintern dahin. Oder bestellt gemütlich telefonisch oder in deren Webshop. Das geht fast überall.
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P.P.S. Gemütliche Musiker können problemlos bei thomann.de bestellen und den restlichen Krempel kriegt man z.B. bei otto.de – beides Läden, die ihre Mitarbeiter gut behandeln und die Gesetze achten. Und für Technik/Gadgets gibt es da draußen 1.Mio echt guter Webshops. Noch. Und die sind meist sogar günstiger als Amazon! Schaut z.B. einfach mal für den Preisvergleich bei geizhals.at

Weiterlesen: https://www.zeit.de/2018/09/hightech-konzerne-umsatzsteuer-steuerausfall-europaeische-union?fbclid=IwAR2IUOSbRT-NMqLntaaCm3cjnpiQZkDnYDzaWsFrZ9EqMFoBOw9u5UVgpBw

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/luxemburg-leaks-wie-amazon-steuern-spart-1.2209884?fbclid=IwAR1rGHpi7CxiFh_yY15NOw6WiPf-uRH4425BVc772qXfJMVvj26zNDYF0PY

https://futurezone.at/netzpolitik/luxemburg-will-keine-steuerrueckzahlung-von-amazon/302.316.062

Apple, Google und co. gehen übrigens (natürlich) ähnlich vor. Einfach mal Luxemburg Leaks googlen ist auch „spannend“…

Warum wird in Deutschland gehupt?

Ich stand heute mit dem Bulli am Zebrastreifen, auf selbigem eine ältere Frau und hinter mir ein aggressiver BMW-Fahrer (Nach meiner Erfahrung serienmäßig verbaut) der mir per Hupzeichen signalisierte, dass ich die Frau jetzt endlich umnieten soll, damit er vorbei kann.

Nicht nur diese Episode zeigt: Der Verkehr in Deutschland wird aggressiver. Das hab ich nicht erfunden, das ist messbar und durch die Studie zum Verkehrsklima bestätigt. Besonders schön übrigens folgende Zahlen aus der Studie: Mehr als 90 % geben an schon mal einen Autofahrer gesehen zu haben, der Radfahrer drangsaliert, eng überholt oder eben anhupt aber 96 % sind überzeugt Radfahrer besonders rücksichtsvoll zu behandeln. Ahahaha (langsam sterbendes Lachen)

Und was kann im deutschen Verkehr Aggressivität schöner ausdrücken als die kurz oder lang gedrückte Hupe. Vergessen wird dabei gerne, dass die Hupe laut StVO nur ins Ausnahmefällen zum Warnen oder außerorts zum Ankündigen eines Oberholvorgangs gedacht ist. Andere Anwendungen sind mit Bußgeldern belegt. Die leider, nach typisch deutscher Art mit 10 € mehr als lächerlich sind.

Ich bin der letzte der irgendwen für kleinere Regelverstöße kritisiert, aber dieses aggressive Gehupe ist die absolute Pest und sorgt dafür, dass man sich in den wirklichen gefährlichen Situationen eher fragt wer jetzt wieder schlechte Laune hat, als was gefährlich sein könnte.

Und es gab nicht wenige Fälle in denen zu Unrecht angehupte Radfahrer vor Schreck gestürzt sind.

Daher, ich bin dafür dass ab Werk auf der Hupe in großen roten Blockbuchstaben steht: „NUR ZUR WARNUNG“ und die Bußgelder auf ein unfreundliches Niveau gebracht werden.

Meine Taktik wenn ich auf dem Rad angehupt werde ist übrigens immer ausschweifend zu winken, als würde ich den Autofahrer kennen, und denken dass er mich gegrüßt hat. Denn nichs ärgert Idioten so, wie in ihrem Ärger nicht ernst genommen werden.

Stay safe und Finger weg von der Hupe,
Euer Captain Futura
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P.S. Das allgemeine Aggressivitätsniveau ist aber weiterhin auf einem okayen Niveau, das sollte nicht unerwähnt bleiben – ich bin schließlich keine Boulevardpresse, die Panik schüren will.

P.P.S. Ich hab hier Hochzeits-Hupkonzerte absichtlich nicht aufgenommen, da ichs persönlich einfach nicht so schlimm finde und es immerhin nicht aggressiv ist. Anders ists wenn die komplette Hochzeitsgesellschaft in Autos die Autobahn sperrt und lebensgefährlich feiert, wie – kein Scherz – bei einer Großhochzeit im Pott geschehen.
https://www.dnn.de/Mehr/Auto-Verkehr/Die-Stimmung-auf-Deutschlands-Strassen-wird-aggressiver

https://www.bussgeldkatalog.net/strassenverkehrsordnung/16-stvo/

https://www.derwesten.de/region/a43-nrw-muenster-senden-hochzeits-korso-autobahn-polizei-hubschrauber-id229443514.html

https://www.aargauerzeitung.ch/blaulicht/hochzeitskonvoi-blockiert-kurzzeitig-die-autobahn-a1-139458782

Willkommen bei der postfaktischen Empörung

Bis vor einigen Jahren hatte Empörung noch etwas unangenehm exklusives. Damit man in seiner Empörung ernstgenommen wurde, musste die Empörung zumindest ansatzweise auf tatsächlichen Fakten oder Kausalketten fußen. Es ist daher als großer Fortschritt in der Verfügbarmachung der Empörungskultur für Jedermann, Jederfrau und Jederdivers zu betrachten, dass diese unnötigen Fesseln der Realität in der postfaktischen Empörung komplett gelöst werden konnten.

So kann man sich heute, von Millionen beklatscht, völlig ernsthaft darüber empören, dass einem „DIE GRÜNEN“ das Auto, bzw. natürlich insbesondere den SAUBEREN DIESEL, wegnehmen wollen. Nun sind die Grünen der Neuzeit eine, angesichts der bereits im Vorgarten wütenden Klimakrise, und komplett verstopften Städten in der aufziehenden Post-Corona Stauapokalypse, merkwürdig lauschige „sollten-wir-echt-mal-drüber-reden“-Partei. Aber das hindert die postfaktische Empörung natürlich nicht daran sie als radikale Ökonazis an die Wand zu malen und als „Verhinderungspartei“ zu brandmarken. Und so den kompletten Diskurs wie beim Preismarketing in eine postfaktische Richtung zu verschieben. Denn wenn die Grünen schon radikal sind, wäre ja alles was wirklich ernsthaft konsequent ökologische Politik betreiben wollte, postfaktisch kompletter Wahnsinn. Obwohl es faktisch angesichts der drängenden Probleme vor allem folgerichtig wäre. Während also CDU / CSU / AfD und co. Erneuerbare Energien, Verkehrswende, Digitalsteuer, Transparenzinitiativen, Datenschutz und Digitalisierung*, Genossenschaften, Anwohnerinitiativen, Radfahren und noch vieles mehr ganz faktisch und nachweisbar verhindern, wollen postfaktisch die Grünen, die Linken, die „Progressiven“ angeblich alles verhindern und DIR DEIN AUTO WEGNEHMEN.

Und dann grölt schon der Mob: „DIE GROßSTÄDER WIEDER!“ – „WIR AUF DEM LAND BRAUCHEN AUTOS“ – „WIE SOLL JETZT DER HANDWERKER MEIER IN DIE STADT?“ – „POLIZEI OHNE AUTOS, WIE SOLL DAS GEHEN?“ – „UND DIE BEHINDERTE TANTE ERNA? DARF JETZT ZU FUß GEHEN ODER WAS?

Das witzige daran: Keine, der Aussagen aus dieser selbstgerechten Empörung fußt auf irgendeiner faktischen Realität. Autos sollen angesichts des begrenzten Raumes in den STÄDTEN zurückgedrängt werden und NICHT auf dem LAND. Wenn weniger Menschen Vergnügungstouren mit dem Auto in der oder in die Stadt machen ist tatsächlich mehr Platz für Handwerker Meier und Tante Erna. Denn auch denen will natürlich niemand die Autofahrt verbieten. Lieferverkehr ist bei fast allen Maßnahmen ausgenommen. Und Polizei und Feuerwehr kommen auch besser durch, wenn nicht gerade ein dicker SUV, mit überfordertem Vorstädter drin, die Straße blockiert.

Aber das ist alles egal in Zeiten der postfaktischen Empörung. Du kannst sicher sein, dass millionenfach in deinen Chor der Empörung eingestimmt wird. Nicht weil du recht hast, aber weil die Anderen WOLLEN, dass du recht hast, damit sie sich nicht selbst hinterfragen müssen.

Und diese Empörungsunkultur wird dann wiederum geschickt von Think-Tanks aller Art genutzt. Übrigens in allen Richtungen. So gibt es eine Gruppe, die Streaming zum neuen Fliegen erklären möchte. Streaming ist tatsächlich für einen Großteil der CO2-Emissionen des Internets verantwortlich und ein stetig steigender Posten. Aber die Zahlen wurden von dieser Gruppe weil sie was für den Klimaschutz tun wollte (oder auch einfach nur geil auf Aufmerksamkeit war) soweit aufgeblasen, dass teilweise locker das zweihundertfache der Realität angenommen wurde und Netflix angesichts der in der postfaktischen Realität anfallenden Stromkosten längst pleite sein müsste. Nun sind Netflix und co. verständlicherweise an effizienten Servern interessiert und das Umweltbundesamt kam denn auch zu komplett anderen Ergebnissen. Dabei hatten sich Dieter Nuhr und co. schon so gefreut über ihre verlogenen Fridays-For-Future Gören, die mit ihrem Handystreaming angeblich den Planeten ruinieren. Nur müsste man in realistischen Zahlen 13 Stunden lang Videos von Greta auf dem Handy in höchster HD-Qualität unterwegs über das mobile Netz streamen, um soviel CO2 zu emittieren wie der SUV vom empörten Onkel auf einem Kilometer. Und ich weiß ja nicht wie es euch so geht, aber bei meinem Smartphone macht spätestens nach 1 Stunde Streaming der Akku schlapp und nach 2-3 Stunden sind die Daten alle. Der SUV ist dann knapp über 200 Meter gefahren. Damit kommt man nicht mal zum nächsten Zigarettenautomaten, um nach der ganzen geilen Empörung wieder runterzukommen.
Aber diese anstrengenden und öden Zahlen von den Langweilern des Umweltbundesamts haben keine Chance gegen die postfaktischen Zahlen des Öko-Empörungs-Thinktanks, die sich längst in den Köpfen eingenistet haben. Denn wahr ist nicht was realistisch ist, wahr ist worüber sich schön empören lässt. Und wenn man das einmal im Hinterkopf behält, ist das Verschwörungsschwurbeln, also das Empören über Dinge, die nicht mal der linke oder der rechte Mainstream falsch versteht, gar nicht mehr so weit entfernt. Eigentlich ist es nur eine logische Fortenwicklung des „Ich mach mir die Welt so, wie sie mir nicht gefällt“ damit ich mich maximal EMPÖREN kann. Denn postfaktisches Empören ist so eine wunderbare inklusive und selbstgerechte Emotion. Jede(r) kann teilhaben und leise flüstert sie: „Komm zu mir und du bist nie wieder an irgendwas mitschuldig! Nie wieder verantwortlich sein, immer sind es die anderen, Daten, Fakten, Kausalitäten alles egal – klingt das nicht verlockend?“ Die „Mitte“ der Gesellschaft ist also allzuhäufig gar nicht so weit von den Verschwörern entfernt, was auch erklärt warum die absurden Verschwörungsmythen so erstaunlich anschlussfähig sind.

Noch ein schönes Beispiel für scheiternde postfaktische Kausalketten findet man in der Landwirtschaft. Hier hat sich über Jahrzehnte eine harte Front zwischen Umweltschützern und Bauern gebildet. Die faktisch betrachtet keinen Sinn machen dürfte. So stilisieren sich Bauern als die verfolgte Unschuld vom Land, die als Umwelt- und Landschaftsschützer doch eigentlich den Beifall der Umweltschützer bekommen müssten. Und gleichzeitig haben sich die eigenen Bauernverbände dem Mephistopheles der industriellen Landwirtschaft angedient, und „zwei Herzen schlagen ach in ihrer Brust“ aber immer wenn es drauf ankommt verraten sie all die kleinen Landwirte und sorgen zusammen mit der „Bauernpartei“ CDU dafür, dass heute bäuerliches Familienleben kaum mehr möglich ist und Landwirtschaft immer mehr Industrie wird. Der eigentlich Feind bäuerlicher Landwirtschaft waren zu keinem Zeitpunkt Grüne oder Umweltschützer, die immer und zu jeder Zeit an einer kleinräumigen, kleinbäuerlichen Landwirtschaft mit hohem Arbeitsaufwand interessiert waren. Die Feinde bäuerlichen Lebens sind die großen Industriebetriebe, Chemiekonzerne, gierige Großbauern, die Union, eine völlig verfehlt Subventionspolitik der EU und die Billigheimerei der Discounter und der Verbraucher. So räumen die Landwirte unter Applaus ihrer falschen Freunde die Landschaft mit großräumigen Monokulturen aus und sind dann empört wenn man sie dafür kritisiert. Und bauen immer mehr Hass auf genau die Großstädter auf, die sie angeblich nicht achten würden, aber die ganz faktisch tatsächlich bereit sind mehr Geld für gute Lebensmittel auszugeben und NICHT zum Discounter gehen. Und dann gründen verzweifelte Großstädter Lebensmittelkooperativen und graben am Wochenende selber im Boden, weil sie wissen wollen was sie da essen, während der letzte bäuerliche Landwirt der Umgebung Nacht für Nacht schlecht schläft, weil die Preise für seine mühsam erschufteten Lebensmittel hinten- und vorne nicht reichen. Aber all sein Wut und seine Empörung ergießt sich auf die „verlogenen“ Umweltschützer aus der Großstadt. Dabei müsste er eigentlich seinen Bauernpräsidenten zum Teufel jagen und den Discounter abfackeln, um nicht in billiger Milch zu ertrinken.

Aber auch für alle, die keinen Diesel verteidigen müssen oder in der Landwirtschaft beschäftigt sind, hat die postfaktische Empörung ein Angebot. Denn es gilt jederzeit: Hast du nix zum empören, empör dich doch über Worte!
Hat der am Anfang etwa „Jederdivers“ geschrieben? Was ist denn das schon wieder für ein abendlandzersetzender Genderwahnsinn? Und von der anderen Seite: Hat der etwa einfach so „Frau“ oder „Mann“ geschrieben? Das gibts doch so gar nicht mehr! Und wenn schon dann cis-Mann, aber dann wären wiederum die anderen nicht genannt und im Text sind gar keine weiblichen Endungen. Das lässt ja tief blicken, wobei weibliche Endungen ja schon wieder von gestern sind, besser wäre ja eigentlich ein unbestimmter Artikel, das Neutrum und dann sollte man auch über, und eigentlich und was man noch erwähnen und bei divers sind denn da, und sollte man nicht explizit….

Denn man hofft ja, dass in all diesem postfaktischen Empörungswahnsinn wenigstens die ominöse „Linken“ oder die „Progressiven“ mit realistischen Zahlen und Kausalketten agieren, muss man leider sagen: Das tun einige auch ab- und an. Aber viele sind einfach so beschäftigt im Kampf um Worte, dass für Zahlen und Kausalitäten einfach keine Zeit mehr bleibt. Dabei bräuchten wir dringend vor allem weniger Kulturkampf und mehr Kampf für Faktisches. Von beiden Seiten. Ob und konservativ oder progressiv. Sinnvolle Diskussionen sind wenig von dem exakt richtigen Wort als vielmehr von der Einigung auf richtigen Dimensionen und Kausalketten abhängig. Aber das ist halt mühsam und da muss man im Kleinklein recherchieren, statt einfach mal ne Meinung rauszuhauen und sich schön postfaktisch zu empören.

Und ach dann googelt man da so und das ist jetzt ja auch so ein bisschen langwierig und sag mal hat da etwa jemand was zu Autos geschrieben? Das ist ja wohl EMPÖÖÖÖÖREND!
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Und damit Euch nun viel Spaß beim Empören über den Blödsinn den der Captain da geschrieben hat! 😉
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Zum Streaming hier mal die realistischen Zahlen und Quellen vom Umweltbundesamt und die detaillierte Auseinandersetzung der IEA mit den „Kampfzahlen“ eines Thinktanks. Übrigens hat dabei selbst die IEA die CO2-Emissionen noch zu hoch angesetzt und so kommen die Kampfzahlen des Thinktanks fast noch gut weg.

https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/video-streaming-art-der-datenuebertragung
https://www.iea.org/commentaries/the-carbon-footprint-of-streaming-video-fact-checking-the-headlines

Verkehrsminister ReCaptcha

Seit 2009 stellt die CSU den Verkehrminister.

„Erfolg“ ihrer Politik:
– Mautdesaster
– 500 Millionen veruntreut
– steigende Toten- und Verletztenzahlen bei den Radfahrern
– kaputtgewirtschaftete Bahn und Stillegung von Bahnstrecken
– Dauerbaustellen
– Dieselbetrug
– verschleppte Elektromobilität
– verschleppte Verkehrswende
– einseitige Förderung des Automobils mit „Abwrackprämien“ obwohl nachgewiesen wirkungslos
– 500 Millionen für Mobilitätszentrum – zufällig in München
– 21,5 Prozent der Fördermittel fließen zufällig nach Bayern (obwohl es nach Schlüssel nur ca. 15 Prozent sein dürften)
– nicht abgerufene und für Straßenbau veruntreute Mittel für die Förderung des Radverkehrs
– steigender Anteil des Verkehrs an den CO2-Emissionen
– ein lügender Verkehrsminister, der immer noch im Amt ist und bis heute nicht Merkels vollstes Vertrauen hat
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Daher: Wer sich beim Radfahren sicher fühlen will, eine Verkehrswende möchte, wer will, dass Gelder fair an die Bundesländer verteilt werden, dass die Bahn funktioniert, dass Radverkehr endlich ernsthaft gefördert wird, dass Elektromobilität endlich in Gang kommt, Autokonzerne Entschädigung zahlen müssen, Klimaschutz keine leere Worthülse ist und wer denkt, dass Politiker ehrlich und transparent sein sollten – der kann nicht die Union wählen.

Denn über die Union bekommt die CSU das Verkehrsministerium.

Und dann geht es so weiter.

Nächstes Jahr ist Bundestagswahl. Andi B. Scheuert muss weg. Und wenn die CSU und die Union offensichtlich keinen Anstand haben, dann muss man sie abwählen.

Euer Captain Futura.

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ausgewählte Quellen zum Artikel:
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https://www.tagesspiegel.de/politik/radverkehrspolitik-ausgebremst-12-millionen-fuer-radwege-nutzt-scheuer-fuer-neue-strassen/25624844.html

https://taz.de/Andreas-Scheuer-und-die-Pkw-Maut/!5715877/

https://www.captain-futura.de/2020/09/09/klimaschutz-und-verkehr/

https://www.zdf.de/nachrichten/heute/statistisches-bundesamt-hoechststand-bei-toten-radfahrern-100.html

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.gruene-kritisieren-verkehrsminister-foerdert-andreas-scheuer-bevorzugt-bayern.de0d92ff-2ba6-463d-9628-874fb5a18ca6.html

https://www.tagesspiegel.de/politik/maut-debakel-abwrackpraemie-klimaschutz-nur-der-nichtangriffspakt-verhindert-scheuers-ruecktritt/26238106.html

https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-scheuer-mobilitaetszentrum-verkehr-1.4835718

https://www.vw-schaden.de/aktuelles/druck-auf-minister-scheuer-waechst-maut-und-diesel-abgasskandal-strafanzeige-wegen

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