Kurzer Abriss:

Phase 1: IMPULS: Die FDP plant in ihrem F-Kabinett minutiös den Ausstieg aus der Ampel, um sich selber als „Helden der Freiheit“ zu inszenieren. Das tatsächliche Ampel-Ende fällt genau in das beim Potsdamer Treffen geplante Zeitfenster. Nur dass Olaf Scholz der FDP zuvor kommt, Lindner mit markigen Worten entlässt und so das FDP-Narrativ zerstört, bevor jeglicher FDP-Impuls gesetzt ist.

Phase 2 – NARRATIV QUALITATIV SETZEN: Die FDP macht statt dessen einen auf verfolgte Unschuld, bis naja an die Öffentlichkeit kommt, dass sie das alles geplant hat, sie also die eigentlichen Verräter sind, die nur aufgeflogen sind. Die FDP-Spitze lügt einfach weiter und hat Glück weil SPD sich mit sich selbst beschäftigt und Springer, Nius und co. sich nur mit den Grünen beschäftigen.

Phase 3 – NARRATIV QUANTITATIV SETZEN: Daraufhin sticht jemand das Ampel-Ausstiegspapier der FDP durch, das unter dem Titel „D-Day“ läuft, weil die FDP sich offensichtlch für die freiheitsbringenden Alliierten hält und SPD & Grüne für die Nazis. Weil das Papier eh plötzlich überall auftaucht stellt die FDP es schließlich auf ihre Homepage, um „Transparenz“ zu faken, behauptet aber weiterhin das wäre nur so ein loses unabgesprochendes „Was-wäre-wenn-Papier“ gewesen.

Phase 4 – BEGINN DER OFFENEN FELDSCHLACHT: Die FDP muss sich unter dem schweren Beschuss wieder einmal zurückziehen und eingestehen, dass das Papier natürlich innerhalb der FDP-Spitze nicht nur abgesprochen sondern sogar von ihr erarbeitet wurde. Sie wird also zum circa siebten Mal in Folge beim Lügen erwischt. Es ist auch angesichts des „zufällig“ durchgestochenen „Wirtschaftsplans“ von Lindner an SPD und Grüne klar, dass die „Operation D-Day“ nicht nur theoretisiert sondern ganz praktisch angegangen wurde. Inzwischen verliert die FDP an allen Fronten und erlebt statt der „Operation D-Day“ ihre „Operation Waterloo“. Bauernopfer incoming…

Das Wichtigste vorweg. Hier ist das „Operation Waterloo“-Papier der FDP zum Nachlesen: https://www.fdp.de/media/6739/download?inline

Ich muss bei all dem Wahnsinn an die Management-Seminare im Studium denken. Denn diese bestanden eigentlich nur aus so lustigen Diagrammen wie dem Originaldiagramm im FDP-Strategiepapier. Da stand dann irgendwo „Cash-Cow“ und „Cash-Flow“ und „Sustainability“ und überhaupt. Man konnte aber wenn man sich ein bisschen Mühe gab wirklich JEDES Diagramm anders herum interpretieren als gedacht und das ziemlich einfach überzeugend begründen.

Ich hab mir daraus irgendwann einen Spaß gemacht und die Diagramme immer wieder aufs Neue logisch ins Absurde geführt – bis die Dozentin schließlich völlig verzweifelt den Prof. auf Kurzwahl nahm, was aber außer Sprechblasen auch nichts Substantielles hervorbrachte.

In der Management-Prüfung schließlich hatte ich meine mit ordentlichem Abstand schlechteste Note im Vordiplom. Das hat mich dann doch etwas irritiert und so nahm ich später Einsicht in die Unterlagen.

Was soll ich sagen: Die haben bei der „Prüfung“ einfach nur im Fließtext die gefallenen FACHWÖRTER ABGEHAKT, als wäre ein Text bei dem es um VERSTÄNDNIS des Inhalts und der Zusammenhänge geht ein Multiple-Choice-Fragebogen. Und ich Depp hatte versucht das logisch zu VERSTEHEN*

Genau diese kleinkarierte Herangehensweise der neoliberalen Ego-BWLer offenbart die FDP bei ihrem Angang auf das Ampelende. Sie haben wie zugekokste Manager auf dem Selbstgeilheitstripp tatsächlich gedacht, die Realität würde sich schon ihrem völlig absurdem Diagramm beugen.

Als müsste man nur ein paar Schritte, völlig geschichtsvergessene Vergleiche (Operation D-Day? Hallo noch jemand zuhause?) und eine Maslowsche Bedürfnispyramide für ein Diagramm missbrauchen und dann hat man den Abgang erfolgreich gemanaged.

Leider hat in der Folge „DIE REALITÄT“ entschieden, dass sie sich zum Aussteigsplan der FDP ungefähr so verhält wie die Wirtschaft zu den Wirtschaftsplänen des Finanzministers: Extrem abweisend.

Die FDP macht damit nun, was die Volkswirtschaft wegen ihrer ständigen Blockade, ihrem Ego-Tripp und ihrer mangelnden Kompetenz gemacht hat: Abstürzen.

Und die maslowsche Bedürfnispyramide der Wahlberechtigen in Deutschland hat mutmaßlich neben „Essen & Trinken, Dach über Kopp, Freunde und Familie,…“ jetzt noch ein neues Grundbedürfnis gewonnen. Und zwar ganz unten als Fundament: FDP aus allen Parlamenten und bitte nie wieder von ihr hören müssen.

Nie war Schadenfreude berechtiger und besser bekömmlich als heute.

……………

* Seit diesen Seminaren und der Prüfung, kann ich übrigens BWL nur noch sehr bedingt ernst nehmen und wunder ich mich übrigens überhaupt nicht mehr wenn sich z.B. mal wieder zeigt, dass deutsche Automanager die Zeichen der Zeit so legendär verschlafen haben. Die hatten halt so Diagramme aufgemalt und dann hat die Realität sich anders verhalten und was können die dafür, im Diagramm sah es gut aus!