Es wird ja gerne so getan als wäre die „Verkehrswende“ irgendwie eine geplante ominöse Attacke auf Autofahrer. Dabei muss man sagen: Die „Verkehrswende“ hat es in Deutschland zum Glück schon in Teilen seit Jahrzehnten gegeben und sie ist vor allem eine Rettung für die Städte.
Links auf dem Bild sieht man das Volksparkstadion in Hamburg, rechts das State Farm Stadium in Glendale (Arizona) und seine Umgebung.
Man kann dabei zum Schluss kommen: Das VolksPARKstadion, kann überhaupt nur so heißen, weil die Besucher zu relevanten Teilen mit Bahn, Bus, Fuß und Fahrrad anreisen. Ansonsten wäre die Umgebung wie in Arizona ein einziger gigantischer Parkplatz. Der Volkspark ist für die Hamburger da, weil die Verkehrswende eben schon erfolgreich gewirkt hat.
Und wenn man so will, haben die USA auch eine Verkehrswende gemacht: Hin zum Auto und damit zu Städten, die dadurch zu großen Teilen aus Verkehrsflächen bestehen.
Dabei ist das Volksparkstadion nicht einmal besonders vorbildlich für deutsche Verhältnisse. Wer schon mal da war, weiß dass die Anreise durchaus anstrengend ist, weil die S-Bahn-Haltestelle Stellingen und Elbgaustraße einfach zu weit weg sind und die Busse dann natürlich notorisch überfüllt. Aber dazu kommen zunehmend weitere kleine Bausteine. Fahrrad, Park & Ride, Stadtrad – Verkehrswende ist wenn alles ineinander greift und damit den Druck verteilt.
Dazu passt auch, dass Hamburg gerade die S-Bahn-Linien effizienter angelegt hat und die U5 baut, die das Volksparkstadion endlich auch direkt anschließen soll. Übrigens hat die Hamburger Hochbahn eine erstaunliche Historie dabei geplante Budgets beim Bau einzuhalten. Etwas ziemlich Einzigartiges in Deutschland.
Dazu passt, dass Hamburg Radwege stückweise verbessert, aber auch Kreuzungen entzerrt, neu gestaltet oder zu Kreiseln umbaut und so auch für Autofahrer angenehmer macht. Das ist viel Detailarbeit, aber gerade DAS Ist was gute Politik ausmacht und wirklich etwas verbessert – während populistische Großprojekte gerne das exakte Gegenteil erreichen.
Bei einer gut gemachten Verkehrswende profitieren am Ende alle. Sogar die Autofahrer. Und vor allem die Städte und ihre Bewohner.
Denn mal ehrlich: Wie hart würde Altona bitte verlieren, wenn seine grüne Lunge Volkspark ein riesiger Parkplatz wäre?
In Berlin kann man gerade besichtigen, was passiert wenn tatsächlich ideologische Verkehrspolitik übernimmt. Das zarte Pflänzchen Radwegausbau wird zerstampft, die entsprechenden Projekte brutalstmöglich gegen 0 zusammengekürzt, Elektrobusse gibt es selbstverständlich auch nicht, der BVG kriegt ein Spardiktat und für 2 Milliarden € wird eine Stadtautobahn in Viertel geprügelt, die diese überhaupt nicht haben wollen.
„One more lane will fix it“ hat zwar noch nie funktioniert, aber man könnte es in Berlin ja nochmal probieren.
Die Folge: Mehr Stau, mehr Ärger, mehr Lärm, weniger Platz.
In Hamburg werden nur noch 32 % der Wege mit dem Auto zurückgelegt. Und selbst wenn man die Länge der Wege mit hereinnimmt, ist das Auto bereits unter 50 % gefallen.
Die Sache ist nur, dass Autos zwar komfortabel sind, aber auch sehr, sehr ineffizient beim Platzverbrauch und paradoxerweise immer mehr Menschen in Hamburg Autos haben, die immer weniger fahren. Das sind dann gar keine Automobile, sondern eher Autotrumstehbile.
Und weil Autos so ineffizient beim Platzverbrauch sind WIRKT ES als würden gefühlt 90 % der Wege mit ihnen zurückgelegt werden obwohl es nur 32 % sind.
Also, wenn jemand behauptet die Verkehrswende würde ja „Nicht funktionieren“: Sie hat längst funktioniert, sonst wären unsere Großstädte deutlich hässlicher.
Aber das tolle ist: Unsere Städte können noch viel schöner werden und die Lebensqualität für ihre Bewohner noch weiter verbessern.
In Hamburg ist im März Wahl. Es lohnt sich hinzugehen. Siehe Berlin.