Viele Jahre hab ich mich gefragt, warum genau die Grünen eigentlich jedesmal immer tiefer in den Umfragen sacken, wenn die Wahlen näher kommen. Dabei ist die Antwort ganz einfach: Wir sind wie Umweltzerstörungs-Junkies oder CO2-Alkoholiker.
So lange die Wahlen schön weit weg sind, beschwören wir den Ausstieg und „Schatz, diesmal meine ich es wirklich ernst!“. Ich werde mich bessern! Versprochen! Weniger CO2, mehr Sport, nie wieder Umweltzerstörung und die Grünen wählen!
Aber wenn dann die Wahlen näher rücken, kommt die Angst vor Veränderung. Langsam frisst sie sich ins Hirn, war das denn nicht geil all die Jahre mit dem Diesel intravenös, den falschen Freiheitsversprechen, dieser herrlichen Gedankenlosigkeit? Und wenn jetzt der Dieselpreis 16 Cent?
Und klar, ganz tief drin, sagt eine Stimme, dass wir von dem Zeug dringend loskommen müssen. Unsere Arme und Beine sind schon völlig verfettet, die Lunge zugerußt, das Herzkreislaufsystem geschädigt, Leber und Niere sind überfordert. Aber wollen diese Grünen nicht alles verbieten? Und teurer machen?
Wollen sie nicht. Tatsächlich ist die Idee von CO2-Steuer und Erhöhung der Benzinpreise im grünen Modell auch eine soziale Idee.
Denn die Idee ist in Schritt 1: Der Staat zahlt allen Bürgern ein Energiegeld, das die zusätzlichen Aufwände deckt. Und die Bürger können frei entscheiden, was sie mit diesem Geld machen. Und wer klug ist, bläst es eben NICHT für endlich! teurer werdende Umweltzerstörung raus. Sondern nutzt das Geld, um sich an anderen Stellen mit weniger CO2-Emissionen ein schöneres Leben zu machen. Daher bleibt die Lenkungswirkung erhalten und gleichzeitig kommt es NICHT zu sozialen Verwerfungen.
An dieser Stelle sollte man noch eine Sache wissen: Wieviel CO2 eine Deutsche oder ein Deutscher emittiert, hängt fast linear mit dem Einkommen zusammen. Es gilt: Wer reich ist, bläst entsprechend viel CO2 in die Atmosphäre, wer arm ist hat nicht die Kohle für Kohle.
Das passiert größtenteils unabhängig von der Wählerpräferenz. Hat man z.B. als Grünen-Wählerin keinen SUV (Dieser Zusammenhang war frei erfunden, Grünen Wähler haben deutlich seltener als Wähler von anderen Parteien einen SUV) lockt der große Loft oder der Langstreckenflug zum Regenwald. Bist du arm, kannst du dir den eh nicht leisten und das bisschen was du hast geht für Essen, Miete und ÖPNV oder Dieselauto drauf.
Daraus kann man nun wieder folgern: Wenn alle in Deutschland pro Kopf ein Bürgergeld in derselben Höhe bekommen führt das dazu, dass Ärmere und Benachteiligte relativ zu den zusätzlichen Ausgaben durch die CO2-Steuer sehr viel mehr bekommen als Reiche. Es ist also eher eine Umverteilung von Reich nach Arm als andersherum. Und wenn man jetzt bei der Höhe des Bürgergeldes noch berücksichtigt, dass Menschen auf dem Land zwangsläufig häufiger Auto fahren, spricht eigentlich nichts gegen eine sozial konstruierte CO2-Steuer.
Aber warum machen dann CDU, FDP, AfD, teilweise auch SPD und erstaunlich laut leider auch die Linke, Panik vor den UNSOZIALEN und BESSERVERDIENENDEN „VERBOTSGRÜNEN“?
Nun, letztlich verhalten sie sich wie gerissene Drogendealer, weil es so gemütlich ist diesen Opfer-Narrativ zu bedienen. WIR wollen weiter abhängig sein. WIR wollen nicht denken. Beides wird mit dem Geraune, dass eine „Benzinpreiserhöhung ja wohl total unsozial wäre!“ bedient. Denn um die Konstruktion der Grünen zu verstehen, müsste man ganz kurz nachdenken und da kommt man nicht mehr zu, DENN MAN MUSSTE SICH JA SCHON AUFREGEN! Und kann – puh – mit gutem Gewissen und Gerechtigkeitsgefühl wieder CDU wählen.
Dabei waren CDU und FDP seit Jahrzehnten die Parteien, die die Umverteilung von ARM NACH REICH voran getrieben haben. Aber wenn es um die Grünen geht, sind sie plötzlich Mutter Theresa. Und wir glauben ihnen. Weil wir wollen. Und die Linke? Keine Ahnung, was genau die Linke treibt, vielleicht ist es Panik angesichts von 6 % in den Umfragen, vielleicht entstehen diese 6 % aber auch exakt weil die Linke lieber billig und populistisch Narrative von Schwarzgelb bedient, statt ihre eigentlich gute und wichtige Politik für die Ärmsten und Schwächsten in der Gesellschaft voranzutreiben. Was ich dann doppelt traurig finde.
Die Regierung übrigens hat das gerissene Dealertum noch auf die Spitze getrieben. Denn hat sie nicht eine CO2-Steuer eingeführt? Ja, hat sie. Aber natürlich vor allem wegen der Union OHNE sozialen Ausgleich. Damit hat sie einerseits Klimaschutz simuliert (der Preis ist so niedrig, dass er eh kaum wirkt) und andererseits auf sehr geschickte Art das Instrument CO2-Steuer diskreditiert. Denn ohne sozialen Ausgleich ist die CO2-Steuer tatsächlich unsozial.
Aber statt, dass die Leute sich merken, dass die Union mal wieder unsozial war, kann die Union jetzt auf die Grünen zeigen: UND DIE WOLLEN DIE UNSOZIALE CO2-STEUER NOCH AUSWEITEN UND DIE BENZINPREISE ERHÖHEN!
Und wir? Wir überweisen nochmal 100 € für Bäumepflanzen in Äthiopien für das Gewissen und dann – Ach, die Grünen kannste ja nicht wählen – und die CDU, die hat doch jetzt auch super Klimaschutzziele! Diesmal meinen die das bestimmt ernst!
Und die Bäume in Äthiopien sind in ein paar Jahren verdörrt und verbrannt. Klimawandel.
Aber wir taten doch, was wir konnten!
……
Jetzt hatt ichs schon wieder verpeilt: Also, falls ihr denkt „Das sieht nach Arbeit aus!“ – genau. Das ist es. Allerdings unbezahlt. Falls ihr Euch und mir eine Freude machen wollt, gibts ein Buch mit mehr erhellenden (und vielen lustigen) Grafiken. Hier versandkostenfrei:
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Danke!
P.S. Ich hab damit übrigens auch eine neue Definition für Populismus: Populismus ist wenn Politik uns absichtlich dümmer macht, als wir eigentlich sind.
…und wir das super finden, weil damit unsere gedankliche Bequemlichkeit und unsere Freude an der Empörung bedient wird.