Der Wohlerspark gilt als der Geheimtipp unter den Hamburger Parks. Als ehemaliger Friedhof fristet er heute ein hübsch untotes Dasein zwischen alten Gemäuern. Er ist tatsächlich sehr pittoresk aber auch recht klein, was ihn aus irgendeinem unerfindlichen Grund zu DER Jogginglocation für junge bis mittelalte Frauen in Hamburg zu machen scheint. Mir würde es ja tierisch auf die Eierstöcke gehen alle fünf Minuten an derselben Stelle vorbei zu kommen und immer an Mauern längs zu laufen. Die meisten Menschen joggen an solchen Stellen nur weil sie eine Straftat begangen haben aber im Wohlerspark ist das – warum auch immer – anders. Vielleicht ist irgendwo ein Portal in eine andere Joggingdimension, der Belag der Wege macht 0,001 kmh schneller, das Stockholmsyndrom ist schuld, die Kopflinden senden Pheromone aus oder – was ich für wahrscheinlichsten halten – der Park ist so beliebt weil er sehr schwer einsehbar ist. Denn dadurch kann man zwischendurch gut mal zwischen den Büschen verschnaufen ohne dass es einer merkt und so elegant die neuesten Joggingklamotten spazieren führen und immer auf der Höhe des hübschen Hipsters auf der Bank kurz mit federnden Schritten vorbeischweben. Den Hauptweg der einmal außenrum führt sollte man jedenfalls zu Feierabend zügig queren, am schönsten ist es eh in der versteckten Ecken zwischen alten Gräbern und unter eindrucksvollen Bäumen vor allem im Nordwesten. Dort jedenfalls entwickelt der Wohlerspark seine ganz eigene Atmosphäre und es wurden bestimmt schon so einige kleine Nachwuchshipster oder -Gruftis zwischen den tief herabhängenden Zweigen der Trauerlinde gezeugt.

Wohlerspark hamburgisch erlebt

In Spätsommer oder Herbst einfach mal richtig früh aufstehen und dann im Frühnebel durch eines der geheimnisvollen Tore den Park und die Zwischenwelt betreten bis irgendwann die ersten Sonnenstrahlen des Tages auf die bunten Blätter fallen. Bevor der letzte Nebel schwindet schnell noch eine Ziege auf einem der Gräber opfern, südlich aus dem Park und die Thadenstraße Richtung Osten. Entweder in der Thadenstraße in ein Cafe oder nochmal rechts in die Bernstoffstraße mit bestem Pauliflair und weiteren Cafes und/oder Bäckern.