Die kürzesten Zeiteinheiten – Syrische Revolution und Asyldebatte in Deutschland

Es ist ja schön, dass wir uns in Deutschland darüber freuen, dass in Syrien endlich ein Schweinediktator weg ist.

Weniger schön ist, dass viele sich vor allem darüber freuen, dass sie jetzt endlich lautstark die Rückkehr der syrischen Flüchtlinge fordern können.

Noch weniger schön ist, dass die Anstandszeit, bis solche Forderungen gestellt waren, inzwischen sogar bei negativen Werten angekommen ist.

Denn bevor überhaupt irgendwas klar war, forderte Jens Spahn – noch vor der AfD – bei der Sendung Frühstart syrischen Flüchtlingen nen Tausi in die Hand zu drücken und dann ab mit der Chartermaschine ins Chaos.

Ich bin überzeugt: Jens Spahn würde den Flüchtlingen sogar noch persönlich nen Fallschirm anziehen, falls der Flughafen noch nicht wieder im Betrieb ist.

So hat Jens Spahn die Debatte schon vergiftet, bevor sie überhaupt begonnen hat und das passenderweise in der Sendung „Frühstart“. Denn ja, man hätte sich gewünscht, dass das jemand abpfeift und ihm dafür eine gelbe Karte zeigt.

Jens Spahn hat offensichtlich in der Zeit vorgelebt, konnte dort klären, dass Syrien ab jetzt sicher und frei sein wird und dann ist er wieder zeitlich vor den Punkt zurückgereist ist, um uns seinen Vorschlag zu präsentieren. Ich bin auf die physikalische Erklärung für diese offensichtlich negative Zeiteinheit gespannt.

Es ist ja schon irgendwie eindrucksvoll, dass er seine moralische Verkommenheit illustrieren konnte, bevor ich überhaupt aufstehen und überlegen konnte, was Jens Spahn gleich moralisches Verkommenes von sich geben würde 🤯

Wer einen Jens hat, braucht keine AfD.

Dabei ist die ganze Debatte im Kern komplett absurd. WENN sich die Lage in Syrien erkennbar beruhigt, werden viele von ganz alleine nach Syrien zurückreisen, davon bin ich absolut überzeugt. Die haben da Familie, die haben da vielleicht Land und Besitztümer und wollen versuchen das zu retten, bevor es in den nun folgenden Wirren verloren geht. Es werden auch im Zweifel, die gehen, die sich mit unserer Sprache und der Integration schwer tun – während die gut Integrierten, die wir wirklich gut und dringend brauchen hier bei uns, hoffentlich eher bleiben werden.

Wenn aber nun in Syrien ein langwieriger Krieg zwischen den Gruppen ausbricht, Erdogan das Land von Norden mit Krieg gegen die Kurden und andere Minderheiten überzieht (Er hat damit schon begonnen und die von ihm finanzierten Islamisten blutig die ersten großen Orte erobert) oder doch ein islamistisches Regime entsteht, wäre es gegen jede Vereinbarung und die Menschlichkeit nun Hals über Kopf zurückzuschicken.

Und in jedem Fall vergiftet so ein Frühstart jegliche Debatte und die Beziehung zu den eigentlich gut integrierten Syrern.

Es ist wie damals bei den türkischen „Gastarbeitern“. CDU und CSU haben sie so häufig fühlen lassen, dass sie nicht willkommen sind, bis die dann in Teilen auch nicht mehr eingesehen haben, warum sie sich integrieren sollten, wenn sie eh nicht willkommen sind.

Es ist ein Trauerspiel und eine selbsterfüllende Prophezeiung. Jedes Mal wieder.

Parteienbaukasten I (liberalkonservativ bis rechtslibertär)

Für 20.000 Gefällt mir – Angaben hab ich euch eine fiese Grafik versprochen und hier ist sie.

Ja, ich weiß, die Realität schmerzt aber die Sache ist: Wir können die FDP aus dem Bundestag wählen – aber die Marktradikalen werden in jedem Fall bleiben.

Denn die Wahrheit ist: Alle konservativen bis rechte Parteien in Deutschland sind inzwischen marktradikale Parteien, die mitten im absolut offensichtlichen Niedergang des Neokapitalismus, auf dem Weg vor die Mauer planetarer, gesellschaftlicher und menschlicher Grenzen rufen: „EY, WARUM BREMST DIE KARRE AB, ICH BAU DA JETZT NEN RAKETENANTRIEB DRAUF UND DANN IST HIER ABER WIEDER PARTY!“

Man könnte inzwischen ja wirklich denken, die Konservativen, die großen ehemals stolzen Volksparteien, sind einfach Ausgründungen der FDP. Und zwar der FDP aus ihren schlimmen Zeiten. Also z.B. der FDP von heute. Oder die aus den 2000er Jahren. Damals mit Projekt 18 Westerwelle, Arbeitslosenverachtung und Fallschirmen, die nicht öffnen. Oder die FDP aus der Nachkriegszeit, die meinte mit Aufbereitung der Nazizeit ist jetzt ABER AUCH MAL GENUG, MEINE GÜTE, SONST MERKT NOCH WER, DASS DIE GANZEN REICHEN MIT DEN NAZIS UNTER EINER DECKE…also wenn man ehrlich ist gabs bei der FDP fast ausschließlich schlimme Zeiten. Es gab nur vereinzelt aufrechte Gestalten, die der marktradikalen FDP einen netten sozialliberalen Anstrich gaben.

Umso merkwürdiger, dass die FDP-Programmatik eigentlich seit der Nachkriegszeit fast durchgehend die Politik prägt.

Spitzensteuern runter, Körperschaftssteuern noch weiter runter, keine Vermögenssteuer, Erbschaftssteuer ein Witz, Staatsvermögen ausverkaufen, die Finanzierung des Staates von Spitzensteuern auf Mehrwertsteuer umschichten (die vor allem Arme relativ heftig trifft) aber quasi 0 Kapitalsteuer und Autos, scheiß auf Klimaschutz und Autos, Autos, Autos: Die FDP muss überhaupt nicht regieren, um die Politik zu machen.

Wie schön wäre das, wenn konservative Parteien erkennen würden, dass sie ursprünglich – im Grunde analog zur SPD – VOLKSparteien sind, weil sie NICHT für ein paar reiche Egoisten stehen, sondern für ein Kollektiv aus eben eher konservativen Bürgern.

Aber ich fürchte: Der Zug ist mir Merz und der endgültigen Unterbutterung des Arbeitnehmerflügels endgültig abgefahren.

Meine Theorie ist übrigens, dass der HASS auf ALLES GRÜNE, der gerade so eindrucksvoll durch alle liberalkonservativen bis rechtslibertären Parteien schwappt, eben im Kern auch gar nicht auf der Weltanschauung fußt – er ist vielmehr Auftragshass auf eine der letzten Parteien, die nicht nur im Auftrag der Reichen und Superreichen die Welt buchstäblich abfackeln will, sondern immerhin versucht gesamtgesellschaftlich zu denken.*

Also ja, ich freue mich trotzdem wenn die FDP aus dem Bundestag fliegt. Denn wie El Hotzo es so schön auf den Punkt gebracht hat „es ist so geil, dass die ganze Marke der FDP Unternehmergeist, Effizienz und Bürokratieabbau ist und die ganze Partei in etwa so gut organisiert ist wie der Vorstand einer Freiwilligen Dorffeuerwehr nach 7 Glühwein auf der Weihnachtsfeier“

Aber Milei, Musk und die Marktradikalen libertären Brudis mit ihrem Leitspruch: „Lass mal Raketenantrieb draufschrauben für ein letztes Holladrioh bwvor hier alles verglüht!“ – die kommen auf jeden Fall in den Bundestag.

Deshalb sehen wir zu, dass sie wenigstens nicht alleine regieren können.

Irgend jemand muss doch merken, dass wir gerade Biedermann und die Brandstifter aufführen. Und zwar weltweit.

Euer CF.
……..

* Der Hass auf die SPD ist dabei logischerweise nicht so ausgeprägt, weil jeder weiß, dass die zwar ideell ähnlich wie die Grünen gelagert ist, aber PRAKTISCH mit ihrem Spitzenpersonal im Ergebnis eher neutrale Politikmasse.

Das BSW ist übrigens keinen Deut besser, es wirft sich nur anders als Konservative und Liberale nicht vor milliardenschweren westlichen Brandstiftern in den Staub, sondern vergöttert östliche Milliardäre (Putin) bei ihrem Versuch, die Welt abzufackeln.

„Operation D-Day“ wird zur „Operation Waterloo“ für die FDP.

Kurzer Abriss:

Phase 1: IMPULS: Die FDP plant in ihrem F-Kabinett minutiös den Ausstieg aus der Ampel, um sich selber als „Helden der Freiheit“ zu inszenieren. Das tatsächliche Ampel-Ende fällt genau in das beim Potsdamer Treffen geplante Zeitfenster. Nur dass Olaf Scholz der FDP zuvor kommt, Lindner mit markigen Worten entlässt und so das FDP-Narrativ zerstört, bevor jeglicher FDP-Impuls gesetzt ist.

Phase 2 – NARRATIV QUALITATIV SETZEN: Die FDP macht statt dessen einen auf verfolgte Unschuld, bis naja an die Öffentlichkeit kommt, dass sie das alles geplant hat, sie also die eigentlichen Verräter sind, die nur aufgeflogen sind. Die FDP-Spitze lügt einfach weiter und hat Glück weil SPD sich mit sich selbst beschäftigt und Springer, Nius und co. sich nur mit den Grünen beschäftigen.

Phase 3 – NARRATIV QUANTITATIV SETZEN: Daraufhin sticht jemand das Ampel-Ausstiegspapier der FDP durch, das unter dem Titel „D-Day“ läuft, weil die FDP sich offensichtlch für die freiheitsbringenden Alliierten hält und SPD & Grüne für die Nazis. Weil das Papier eh plötzlich überall auftaucht stellt die FDP es schließlich auf ihre Homepage, um „Transparenz“ zu faken, behauptet aber weiterhin das wäre nur so ein loses unabgesprochendes „Was-wäre-wenn-Papier“ gewesen.

Phase 4 – BEGINN DER OFFENEN FELDSCHLACHT: Die FDP muss sich unter dem schweren Beschuss wieder einmal zurückziehen und eingestehen, dass das Papier natürlich innerhalb der FDP-Spitze nicht nur abgesprochen sondern sogar von ihr erarbeitet wurde. Sie wird also zum circa siebten Mal in Folge beim Lügen erwischt. Es ist auch angesichts des „zufällig“ durchgestochenen „Wirtschaftsplans“ von Lindner an SPD und Grüne klar, dass die „Operation D-Day“ nicht nur theoretisiert sondern ganz praktisch angegangen wurde. Inzwischen verliert die FDP an allen Fronten und erlebt statt der „Operation D-Day“ ihre „Operation Waterloo“. Bauernopfer incoming…

Das Wichtigste vorweg. Hier ist das „Operation Waterloo“-Papier der FDP zum Nachlesen: https://www.fdp.de/media/6739/download?inline

Ich muss bei all dem Wahnsinn an die Management-Seminare im Studium denken. Denn diese bestanden eigentlich nur aus so lustigen Diagrammen wie dem Originaldiagramm im FDP-Strategiepapier. Da stand dann irgendwo „Cash-Cow“ und „Cash-Flow“ und „Sustainability“ und überhaupt. Man konnte aber wenn man sich ein bisschen Mühe gab wirklich JEDES Diagramm anders herum interpretieren als gedacht und das ziemlich einfach überzeugend begründen.

Ich hab mir daraus irgendwann einen Spaß gemacht und die Diagramme immer wieder aufs Neue logisch ins Absurde geführt – bis die Dozentin schließlich völlig verzweifelt den Prof. auf Kurzwahl nahm, was aber außer Sprechblasen auch nichts Substantielles hervorbrachte.

In der Management-Prüfung schließlich hatte ich meine mit ordentlichem Abstand schlechteste Note im Vordiplom. Das hat mich dann doch etwas irritiert und so nahm ich später Einsicht in die Unterlagen.

Was soll ich sagen: Die haben bei der „Prüfung“ einfach nur im Fließtext die gefallenen FACHWÖRTER ABGEHAKT, als wäre ein Text bei dem es um VERSTÄNDNIS des Inhalts und der Zusammenhänge geht ein Multiple-Choice-Fragebogen. Und ich Depp hatte versucht das logisch zu VERSTEHEN*

Genau diese kleinkarierte Herangehensweise der neoliberalen Ego-BWLer offenbart die FDP bei ihrem Angang auf das Ampelende. Sie haben wie zugekokste Manager auf dem Selbstgeilheitstripp tatsächlich gedacht, die Realität würde sich schon ihrem völlig absurdem Diagramm beugen.

Als müsste man nur ein paar Schritte, völlig geschichtsvergessene Vergleiche (Operation D-Day? Hallo noch jemand zuhause?) und eine Maslowsche Bedürfnispyramide für ein Diagramm missbrauchen und dann hat man den Abgang erfolgreich gemanaged.

Leider hat in der Folge „DIE REALITÄT“ entschieden, dass sie sich zum Aussteigsplan der FDP ungefähr so verhält wie die Wirtschaft zu den Wirtschaftsplänen des Finanzministers: Extrem abweisend.

Die FDP macht damit nun, was die Volkswirtschaft wegen ihrer ständigen Blockade, ihrem Ego-Tripp und ihrer mangelnden Kompetenz gemacht hat: Abstürzen.

Und die maslowsche Bedürfnispyramide der Wahlberechtigen in Deutschland hat mutmaßlich neben „Essen & Trinken, Dach über Kopp, Freunde und Familie,…“ jetzt noch ein neues Grundbedürfnis gewonnen. Und zwar ganz unten als Fundament: FDP aus allen Parlamenten und bitte nie wieder von ihr hören müssen.

Nie war Schadenfreude berechtiger und besser bekömmlich als heute.

……………

* Seit diesen Seminaren und der Prüfung, kann ich übrigens BWL nur noch sehr bedingt ernst nehmen und wunder ich mich übrigens überhaupt nicht mehr wenn sich z.B. mal wieder zeigt, dass deutsche Automanager die Zeichen der Zeit so legendär verschlafen haben. Die hatten halt so Diagramme aufgemalt und dann hat die Realität sich anders verhalten und was können die dafür, im Diagramm sah es gut aus!

ÖPNV rettet Städte – Warum die Verkehrswende heute schon unsere Städte schöner macht

Es wird ja gerne so getan als wäre die „Verkehrswende“ irgendwie eine geplante ominöse Attacke auf Autofahrer. Dabei muss man sagen: Die „Verkehrswende“ hat es in Deutschland zum Glück schon in Teilen seit Jahrzehnten gegeben und sie ist vor allem eine Rettung für die Städte.

Links auf dem Bild sieht man das Volksparkstadion in Hamburg, rechts das State Farm Stadium in Glendale (Arizona) und seine Umgebung.

Man kann dabei zum Schluss kommen: Das VolksPARKstadion, kann überhaupt nur so heißen, weil die Besucher zu relevanten Teilen mit Bahn, Bus, Fuß und Fahrrad anreisen. Ansonsten wäre die Umgebung wie in Arizona ein einziger gigantischer Parkplatz. Der Volkspark ist für die Hamburger da, weil die Verkehrswende eben schon erfolgreich gewirkt hat.

Und wenn man so will, haben die USA auch eine Verkehrswende gemacht: Hin zum Auto und damit zu Städten, die dadurch zu großen Teilen aus Verkehrsflächen bestehen.

Dabei ist das Volksparkstadion nicht einmal besonders vorbildlich für deutsche Verhältnisse. Wer schon mal da war, weiß dass die Anreise durchaus anstrengend ist, weil die S-Bahn-Haltestelle Stellingen und Elbgaustraße einfach zu weit weg sind und die Busse dann natürlich notorisch überfüllt. Aber dazu kommen zunehmend weitere kleine Bausteine. Fahrrad, Park & Ride, Stadtrad – Verkehrswende ist wenn alles ineinander greift und damit den Druck verteilt.

Dazu passt auch, dass Hamburg gerade die S-Bahn-Linien effizienter angelegt hat und die U5 baut, die das Volksparkstadion endlich auch direkt anschließen soll. Übrigens hat die Hamburger Hochbahn eine erstaunliche Historie dabei geplante Budgets beim Bau einzuhalten. Etwas ziemlich Einzigartiges in Deutschland.

Dazu passt, dass Hamburg Radwege stückweise verbessert, aber auch Kreuzungen entzerrt, neu gestaltet oder zu Kreiseln umbaut und so auch für Autofahrer angenehmer macht. Das ist viel Detailarbeit, aber gerade DAS Ist was gute Politik ausmacht und wirklich etwas verbessert – während populistische Großprojekte gerne das exakte Gegenteil erreichen.

Bei einer gut gemachten Verkehrswende profitieren am Ende alle. Sogar die Autofahrer. Und vor allem die Städte und ihre Bewohner.

Denn mal ehrlich: Wie hart würde Altona bitte verlieren, wenn seine grüne Lunge Volkspark ein riesiger Parkplatz wäre?

In Berlin kann man gerade besichtigen, was passiert wenn tatsächlich ideologische Verkehrspolitik übernimmt. Das zarte Pflänzchen Radwegausbau wird zerstampft, die entsprechenden Projekte brutalstmöglich gegen 0 zusammengekürzt, Elektrobusse gibt es selbstverständlich auch nicht, der BVG kriegt ein Spardiktat und für 2 Milliarden € wird eine Stadtautobahn in Viertel geprügelt, die diese überhaupt nicht haben wollen.

„One more lane will fix it“ hat zwar noch nie funktioniert, aber man könnte es in Berlin ja nochmal probieren.

Die Folge: Mehr Stau, mehr Ärger, mehr Lärm, weniger Platz.

In Hamburg werden nur noch 32 % der Wege mit dem Auto zurückgelegt. Und selbst wenn man die Länge der Wege mit hereinnimmt, ist das Auto bereits unter 50 % gefallen.

Die Sache ist nur, dass Autos zwar komfortabel sind, aber auch sehr, sehr ineffizient beim Platzverbrauch und paradoxerweise immer mehr Menschen in Hamburg Autos haben, die immer weniger fahren. Das sind dann gar keine Automobile, sondern eher Autotrumstehbile.

Und weil Autos so ineffizient beim Platzverbrauch sind WIRKT ES als würden gefühlt 90 % der Wege mit ihnen zurückgelegt werden obwohl es nur 32 % sind.

Also, wenn jemand behauptet die Verkehrswende würde ja „Nicht funktionieren“: Sie hat längst funktioniert, sonst wären unsere Großstädte deutlich hässlicher.

Aber das tolle ist: Unsere Städte können noch viel schöner werden und die Lebensqualität für ihre Bewohner noch weiter verbessern.

In Hamburg ist im März Wahl. Es lohnt sich hinzugehen. Siehe Berlin.

RADWEGE IN PERU VS. A100 in Berlin – was kostet es eigentlich wirklich?

Erinnert ihr euch noch an die „RADWEGE IN PERU!!!“ ?

Kurzer Abriss: Parteilose Ex-AfD Frau behauptet, Deutschland finanziere „Radwege in Peru“ für angebliche 315 Millionen und alle von Springer bis CDU und CSU stimmen ein in den Chor.

Tatsächlich unterstützt Deutschland Ausbau des Busverkehrs UND den Bau von Radwegen vor allem in und um die Hauptstadt Lima mit insgesamt 200 Millionen Euro, die größtenteils KREDITE sind.

Ja, diese Kredite werden häufig auf lange Sicht nicht oder nur in Teilen zurückgefordert, so ehrlich sollte man sein.

Wenn wir jetzt aber die Radwege betrachten, stehen hier 20 Millionen Zuschuss für Radwege in Lima und 24 Millionen für Radwege um Lima herum in den Büchern.

Also insgesamt circa 1/7 der angeblichen Summe.

ABER: Die KfW als zuständige Bank gibt das Geld nur in Tranchen raus, je nach Baufortschritt.

Bisher ausgezahlt sind 4,6 Millionen Euro. Davon wurden je nach Quelle 5,5 bis 8 km gebaut worden, final sollen es 28 km werden.

Werden diese 28 km gebaut, belaufen sich die Kosten der Förderung auf 164.000 € pro km.

Wird Lima/Peru vertragsbrüchig und baut einfach nicht mehr weiter, wären Kosten von 800.000 € pro km entstanden. Es wird aber sehr wahrscheinlich weiter gebaut, es dauert halt nur seine Zeit. (Was ja in Deutschland nicht anders ist)

Zum Vergleich: Radschnellwege in Deutschland kosten in den Städten an die 2 Millionen € pro km.

Bisher wurden also statt angeblichen 319 Millionen € nur 4,6 Millionen ausgegeben. Das ist 1/70 der genannten Summe.

Gestartet hat das Projekt zudem Gerd Müller. Der Entwicklungsminister von der CSU, die heute lauthals Stimmung gegen das „AMPEL-PROJEKT“ macht und falsche Zahlen verbreitet, obwohl sie nur einmal kurz bei ihrem Ex-Minister anrufen müsste, um die richtigen Zahlen zu bekommen.

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Weiter mit „DEUTSCHLANDS TEUERSTER RADBRÜCKE!“ – die hat Boris Palmer gerade in Tübringen eingeweiht. Boris Palmer ist ja nun sag ich mal vorsichtig rhetorisch recht umstritten* – aber praktisch macht er halt seinen Job. Unter anderem mit dieser ACHTUNG – beheizten!!! Radbrücke.

Und da denken natürlich sofort alle: „WAAAS, JETZT WIRD DENEN AUCH NOCH DIE RADBRÜCKE BEHEIZT?!? SCHÖN DAS KLIMA AUFHEIZEN, RADWEGE VERGOLDEN UND VON KLIMASCHUTZ LABERN, DIE ÖKOS MAL WIEDER!“

Daher hier, was wirklich passiert: Die Radbrücke wird natürlich nicht auf Wohlfühltemperatur der Radfahrer beheizt. Sie wird nur bei frostigem Wetter beheizt, damit sie nicht einfriert.

Das ist auf lange Sicht GÜNSTIGER als die Brücke von Schnee und Eis räumen zu müssen.

Denn das Heizsystem hat nur 300.000 € gekostet. Das ist schnell wieder drin.

Einfach kurz ein bisschen Strom durchschicken, alles weggetaut, kein Räumdienst muss los, kein Salz, kein Streu wird gebraucht, Räder werden geschont, Brücke, Stahl und Beton werden geschont und nicht vom Salz zerfressen und Frost beschädigt, die Brücke kann viel länger stehen und schont damit noch länger das Klima – Win-Win-Win-Win.

Eigentlich wird hier also sinnvoll für möglichst geringe Betriebskosten investiert. Aber man weiß, dass der Bund der Steuerzahler schon lächelnd die Messer wetzt, weil der jüngst auch zu so einem Lobbyclub verkommt, der einfach nur libertär abdriftend Mut und „anscheinende Steuerverschwendung“ kritisiert aber bei der tatsächlichen merkwürdig still bleibt.

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Damit kommen wir zur A100

Die wird gerade zur teuersten Autobahn Deutschlands. Große Aufmacher von CSU, AfD, Springer oder dem Bund der Steuerzahler dazu sucht man aber vergebens.

Sie zerschneidet Stadtviertel, die diese Autobahn nicht wollen. Sie bringt Autoverkehrt ins Zentrum, der da überhaupt nicht verarbeitet werden kann. Da ist ja jetzt schon alles überlastet, die A100 wird also einfach nur ein Stauproduzent sein.

Aber dafür ein richtig teurer. Gesamtkosten für die unter 8km sind inzwischen bei 1,8 Milliarden angekommen, man deutet jetzt schon an, dass das natürlich nicht das Ende ist, jetzt sind wir also bereits bei 250 Millionen pro km, ich hab hier mal 300 Millionen angenommen, denn es wäre ein Wunder wenn es nicht mindestens so teuer werden würde.

Die Idee an der Autobahn ist übrigens, dass sie die Stadtviertel drumherum vom „Autoverkehr entlastet“. Bester Gag seit langem.

Andere Städte wie Paris bauen inzwischen genau diese Art Autobahnen ZURÜCK, weil man gelernt hat DASS DAS GEGENTEIL PASSIERT. Wir bauen sie neu.

Das besonders Absurde hier ist: Die Autobahn ist noch nicht einmal eine Ringautobahn, sie führt einfach nur irgendwo hin.

Folge: Mehr Leute fahren dieses komfortable Teilstück mit dem Auto, „hey da ist doch Autobahn A100, warum dann Park & Ride machen und die Ubahn nehmen, die kostet doch 3 €!?“ Verkehr wird induziert aber läuft am Ende der Autobahn auf diversen Spuren ins Nadelöhr und verstopft die Stadtviertel.

Verkehrspolitik aus den 70ern. Hallo CDU und CSU.

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Diese A100 wird also das Gegenteil von dem erreichen, wofür sie gebaut wird und kostet am Ende mit wahrscheinlich 2,5 Milliarden rund 150 mal soviel wie DEUTSCHLANDS TEUERSTE RADBRÜCKE und 500 bis 50mal soviel wie RADWEGE IN PERU – aber Populismus schafft, dass absolut 0 % der Zeit über dieses absurde Stück Autobahn geredet wird – aber seit Monaten über ein paar Radwege in Peru für die bisher 4,6 Millionen ausgegeben wurden.

So zerstört man den demokratischen Diskurs.

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P.S. Beiträge wie dieser gegen den billigen Populismus, der unsere Demokratie zerstört, sind leider viel Arbeit. Ich mach die, weil mir das einfach wichtig ist. Und irgendwer muss es machen. Falls ihr mich unterstützen mögt und einen ziemlich coolen exklusiven Podcast haben wollt, gehr das hier ganz einfach: https://www.patreon.com/c/user?u=32965554

Quellen:

https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2024/09/berlin-a100-kosten-verlaengerung-ausbau-milliarden-stadtautobahn.html

https://www.tagesschau.de/faktenfinder/radwege-peru-entwicklungshilfe-100.html

Vorsicht! Radwege in Peru (Fotogalerie)

https://www.bmz.de/de/laender/peru/nachhaltige-mobilitaet-in-lima

https://www.focus.de/finanzen/steuern/umstrittene-entwicklungshilfe-gracias-sagt-der-peruaner-auf-dem-radweg-den-deutschland-finanziert_id_259748556.html

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/tuebingen/eroeffnung-neue-radbruecke-west-tuebingen-verbindung-nach-derendingen-100.html

* nur dass wir uns da nicht missverstehen: Ich verstehe, dass man ihn da mit seinem Spaß am Krawall kritisch sieht. Er hat inzwischen ja auch eingesehen, dass er mehrfach deutlich über das Ziel hinausgeschossen ist. Mir geht es nur darum, dass er, was es das Praktische angeht seriös und kompetent seinen Job macht und mehr positiv verändert als viele andere, die erstmal besser rüberkommen.

Warum führt Hochwasser zur Katastrophe?

Ich muss schnell sein, #Klimawandel und Hochwasser interessiert schon in spätestens 1 Woche niemanden mehr, dann gehts wieder den Rest des Jahres nur um Migration, Asylbewerber und…ähm….Migration. Und darüber warum die AfD so gut abschneidet. Verrückt! Wie kann das nur passieren?

Ich komm ja nun von der Geestkante, daher kann ich sagen: Der beste Schutz gegen Hochwasser ist einfach hoch genug zu wohnen.

Der zweitbeste (und vor allem günstigste) Schutz ist dem Fluss ausreichend Raum zu lassen.

Mein Herkunftsort ist überhaupt nur entstanden, weil der Ausgangsort Hachede schön im Elburstromtal lag. Dann gabs – völlig überraschend – Überschwemmung, weil der Flusslauf seine Lage geändert hat. Die eine Hälfte der Einwohner ist auf die Geest geschwommen und hat Geesthacht gebaut und die andere in die Marsch und hat Marschacht gebaut. Und Warften und Deiche. Weil sie nicht ständig wegschwimmen wollten.

Die Deiche wurden mit der Zeit immer höher und ausgefeilter, dazu kamen Stauwehre und Buhnen und Fahrrinnenvertiefung, immer mehr Besiedelung und trotz all des zunehmenden Aufwands immer wieder verheerende Hochwasserkatastrophen.

Nun gibt es eine ganz einfache Regel: Katastrophe wirds erst wenn Mensch oder menschliche Siedlung absäuft. Ansonsten ist es einfach viel Wasser. Wasser, das im Zweifel sogar fruchtbaren Boden mit sich bringt.

Die einfachste Lösung ist daher als Mensch einfach nicht da zu sein, wo Hochwasser hinkommt. Vergisst man ja häufig.

Aber es gibt natürlich einen Grund warum der Mensch so eng an Flüsse gebaut hat, OBWOHL er wusste, dass das ziemlich gefährlich sein kann: Verdammt fruchtbares Schwemmland. Und inzwischen ist eben in unserem Kampf über Jahrhunderte viel Raum in Überschwemmungsgebieten dicht besiedelt.

Und als wäre der Kampf gegen die Flüsse und ihre Natur nicht schon schwer genug, haben wir uns jetzt noch selbst den Schwierigkeitsgrad auf EXTRAHART gestellt, indem wir selber den Klimwandel anfeuern.

Der führt einerseits zu längeren Dürreperioden, aber andererseits zu deutlich mehr Starkregen. Und das schließt sich nicht aus. Eine wärmere Erde bedeutet mehr Verdunstung, weil die Luft mehr Wasser aufnehmen kann und das führt in Trockenphasen schneller zu Dürre. Aber andererseits bedeutet mehr Wasserdampf in der Luft auch, dass dieser potentiell mehr und schneller Abregnen kann.

Und exakt das ist gerade in Österreich, Tschechien und Polen passiert. Das aufgehitzte Mittelmeer hat Luft extrem mit Wasser gesättigt, diese warme Luft ist auf eine Kaltluftschleife aus dem Norden getroffen und an den Grenzgebieten hat es tagelang geschüttet wie aus Kübeln. Bis zu 400 Liter pro m2 sind regional an einem verlängerten Wochenende heruntergekommen.

Zum Vergleich: Das ist ungefähr der halbe Jahresniederschlag von Hamburg. An EINEM verlängerten Wochenende.

In Österreich ist gerade Wahlkampf und so schwammen mancherorten Wahplakate der FPÖ davon, auf denen von Klimahysterie die Rede war. Auch hat es leider nicht geklappt, dieses Hochwasser an der Grenze zurückzuweisen, es ist einfach vorbeigeflossen.

Der Witz ist nun, dass egal ob in Österreich oder in Deutschland das politische Bild ziemlich gleich ist. FPÖ und AfD leugnen den Klimawandel, sehen daher auch keine Bewandnis für verbesserten Hochwasserschutz, wollen die Grenzen dichtmachen – aber saufen mit wehenden Fahnen in grenzüberschreitendem Hochwasser ab.

Jede Lösung – ob nun Klimaschutz oder Rückbau – wird abgelehnt.

Merke: Rechte Parteien wollen deine Probleme gar nicht lösen, sie leben vielmehr von ihrer Existenz und dem entstehenden Chaos, das ihnen Wähler zutreibt.

Der anscheinend einzig gangbare Weg für viele Konservative ist wiederum: Deiche höher!

Das geht aber an vielen Orten gar nicht, weil das, was da überfließt, eher Bäche sind, als Flüsse. Das ist auch alles zunehmend sehr, sehr teuer. Der Aufwand steigt leider nicht linear und die zunehmende Variabilität aus Dürre und Starkregen macht es zusätzlich schwierig.

Ich möchte hier daher daran erinnern:

1. Es ist keine Katastrophe wenn Menschen nicht da sind, wo das Hochwasser hinkommt.

2. Bäche, Flüsse und Auen sind eigentlich selbstregulierende Gebiete, die ökologisch absolute Biodiversitätshotspots sind und daher ökologisch auch als Verbindung von Biotopen von unschätzbarem Wert. Sie sind wenn man so will die Lebensadern unserer Ökosysteme. Alles was sie brauchen: Ist Platz zum atmen bzw. niedrig- und hochwassern.

3. Man weiß inzwischen, dass extensive Weidehaltung von Rindern (NICHT Schafe*) ein genialer Hack im Kampf gegen den Artenschwund ist und das verträgt sich großartig mit Auen.

Wir können also weiter einen zunehmen technisierten und hochteuren Kampf gegen die Launen der Natur PLUS die schlechte Laune der Klimakatastrophe kämpfen. Und es wird von hier aus immer nur schwerer.

Ähnlich wie beim Verkehr mit „One more Lane will fix it“ bauen wir Deiche immer höher und höher und erhöhen so nur den Druck und die Geschwindigkeit, bis es halt doch stockt oder bricht.

……………………

Oder wir machen mal was völlig Verrücktes: Wir ziehen uns taktisch zurück, weisen keine Baugebiete mehr in Gebieten aus, die bei hundertjährigen Hochwassern absaufen. Bauen da klug zurück, wo es geht. Erfreuen uns an Bach- und Flussauen, die sich mit etwas einfach Starthilfe selbst schaffen.

Wir machen Wasser langsam, verteilen es besser in der Landschaft, hören auf jeden Feld zu entwässer, lassen das Wasser vom Boden aufsaugen, der es so dringend braucht, schaffen neues Grundwasser statt die Landschaft zwischen den Starkregen in die Dürre zu entwässern und stärken so auch noch Wälder, Natur und zukunftsfähige Landwirtschaft.

Denn hundertjährige Hochwasser haben wir inzwischen eher so monatsweise, den Kampf dagegen können wir auf Dauer nur verlieren.

Ach ja und Klimaschutz ernst gemeint wäre auch eine Idee. Denn ansonsten reicht irgendwann keine Anpassungsmaßnahme mehr.

Euer Captain F.

…………….

Tolles Buch zum Thema: Aufbäumen gegen die Dürre (Da steht auch viel drin zu Schwammstädten und Auen etc. Wie gesagt: Dürre und Hochwasser sind 2 Seiten der gleichen Medaille.

https://www.oekom.de/buch/aufbaeumen-gegen-die-duerre-9783987260209

Wie die Niederlande nach verheerenden Flutkatastrophen mit ihrem Projekt „Raum für den Fluss“ umgesteuert haben und klüger als Deutschland waren. Wenn das jetzt mal jemand den Deutschen erklären könnte…

https://www.eea.europa.eu/de/signale/signale-2018/artikel/interview-die-niederlaender-machen-platz

Hochwasserschutz ohne Grenzen

Warum extensive Beweidung die Artenvielfalt steigert:
https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/landnutzung/landwirtschaft/artenvielfalt/lebensraum/23771.html

Warum extensiv bewirtschaftetes Grünland Kohlenstoff speichert, Artenreichtum fördert und Schafe NICHT die Lösung sind (Rinder aber schon)
https://herbertnickel.de/themen/biotopmanagement-extensive-beweidung/
https://www.spektrum.de/news/naturnahe-landwirtschaft-zurueck-auf-die-weide/2150823

* die werden nicht umsonst für die Deichpflege verwendet, weil sie gezielt zuerst Blumen fressen und dann Gras, Rinder machens andersherum und schaffen so wunderbar artenreiche und blühende Wiesen SOFERN diese NICHT überdüngt werden. Wer schon mal auf einer dieser großartigen Almwiesen war, weiß was ich meine. Es möchten einem die Augen übergehen vor Schönheit und die Nase frohlocken** angesichts diesem speziellen würzigen Duft.

** Bei Allergikern frohlockt sie zusätzlich ganz von allein und sehr konkret.

Anekdoitsche Evidenz

Kenn ihr diese Bilder bei denen man Punkte verbinden muss und sich dann plötzlich ein Bild ergibt?

Das kriegen selbst Kinder hin – aber wenn es um den Klimawandel, oder viel eher die #Klimakatastrophe, geht, weigern sich Diesel-Dieter, Gas-Gertrude und Nackensteak-Nicole plötzlich standhaft, diese Punkte zu einem Gesamtbild zu verbinden.

Eigentlich entsteht weltweit ein sich immer weiter verdichtendes und eindeutiges Bild, das inzwischen beinahe täglich die Warnungen aus der Wissenschaft bestätigt.

Aber ein paar „kalte“ Tage reichen, damit plötzlich viele alles wieder in Frage stellen und Klimaschutz „keine Konjunktur“ mehr hat. Als wäre das irgendwie ein Thema, was man wenns gerade mal nicht aktuell ist, in den Wandschrank sperren kann, weil hey, „jetzt ist auch mal gut hier mit Klimaschutz!“

Dabei betreiben wir:

1. noch lange keinen „Klimaschutz“. Alles was wir tun ist das Klima ETWAS LANGSAMER zu erhitzen. Das ist ein Anfang. Mehr ist es nicht.

2. Tappen wir mit unser anektdoitschen ähm anekdotischen Evidenz immer wieder in die Fallen lokale Abweichung vs. globales Mittel und kurrzeitige Abweichung vs. längerfristige Trends. Sorry aber auch wenns überrascht: Doitschland ist nicht die Welt.

Klar, kurzfristig und lokal kann es z.B. gerade in Frankreich ungewöhnlich kühl für die Jahreszeit sein. Aber auf einer größeren Skala ist es in ganz Europa gerade bedeutend zu warm für die Jahreszeit, weil der Süden und Osten von einer üblen Hitzewelle heimgesucht werden, mit in Teilen zweistelligen Abweichungen. Und alle globalen und längerfristigen Trends sind eh komplett ungebrochen, letztlich sogar beschleunigend und zeigen im Mittel immer nur eine Richtung: Nach oben. Weltweit war der Juni 2024 der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen, von Juni 2023-2024 liegen wir im Schnitt 1,64 Grad über dem vorindustriellen Durchschnitt.
https://www.tagesschau.de/wissen/klima/klimaerwaermung-copernicus-100.html

3. Tappen wir in unser anekdoitschen Evidenz in die Falle der unmerklichen Veränderung der Baseline bzw. der Grundlinie. Unsere Wahrnehmung und VOR ALLEM unsere Erinnerung ist viel – geeicht ist sie nicht. So wurde durch die Hitze- und Dürrejahre 2018 / 2019 in Deutschland unsere Wahrnehmung von „warme und trockener Sommer“ so verschoben, dass uns der Sommer jetzt plötzlich kühl vorkommt. Dabei haben wir auch schon vergessen, dass der Frühling auch lokal bei uns gebrochen hat. Wir hatten den wärmsten Februat UND März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Deutschland.

https://www.dwd.de/DE/presse/pressemitteilungen/DE/2024/20240402_deutschlandwetter_maerz2024_news.html

Hand aufs Herz: Wer von euch hat sich daran überhaupt noch erinnert?

Und der „ach so kühle Juni“? Der lag immer noch 1,4 Grad über der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 und immer noch 0,4 Grad über dem bereits wärmeren Vergleichszeitraum 1991 bis 2020.

https://www.dwd.de/DE/presse/pressemitteilungen/DE/2024/20240628_deutschlandwetter_juni2024_news.html

Wir verhalten uns wie der sprichwörtliche Frosch im langsam hochkochenden Wasser und färben einfach nachträglich unsere Erinnerungen. Selbst mir kommt dieser Sommer kühl vor, dabei weiß ich eigentlich GANZ GENAU, dass der Großteil meiner Kindheits- und Jugendsommer hier im Norden verregnet und meist ganz schön kühl war.*

Ach und um noch eine letzte Sache abzuräumen: Ja, Dürre UND Starkregenfluten können BEIDE ein Beleg bzw. ein Symptom des Klimawandels sein.

Allgemein ist ein wärmerer Planet auch ein nasserer Planet, ABER es verdunstet eben auch mehr UND die „Wetterkaptriolen“** bzw. das Extremwetter nehmen zu.

Das bedeutet, wenn es wetterbedingt sowieso gerade viel regnet, regnet es im Schnitt eben NOCH MEHR. Wunderbar dieses Jahr zu besichtigen. An vielen, vielen Orten.

UND das bedeutet, wenn es wetterbedingt sowieso gerade wenig oder nicht regnet, sorgt die zusätzlich höhere Temperatur für deutlich mehr Verdunstung und damit entsteht eine richtig ausgeprägte und schlimme Dürre, wo vorm Klimawandel nur phasenweise Trockenheit gewesen wäre. Zu besichtigen 2018, 2019, 2020, 2021, 2022, 2023, manchmal in Deutschland, manchmal an anderen Orten in Europa – aber man musste eigentlich in keinem Jahr weit reisen, um es unübersehbar gezeigt zu bekommen.

Besonders im letzten Jahr konnte man um das rekordwarme Mittelmeer sehen, was passiert wenn beides aufeinander folgt. Erst Trockenheit und Dürre, ausgetrocknete Böden hart wie Beton und dürregeschädigte Wälder und dann plötzlich Regenfluten, die kein Boden aufsaugen und kaum ein gesunder Baum mehr mindern kann.

Die Folge waren plötzliche katastrophale Überschwemmungen um das ganze Mittelmeer bis hin nach Dubai in diesem Jahr.

https://www.tagesschau.de/ausland/europa/griechenland-lebensmittel-100.html

https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/libyen-flut-tote-100.html

https://www.tagesschau.de/ausland/asien/dubai-unwetter-100.html

Aber statt die Punkte ENDLICH zu verbinden, wird lieber bei jedem Ereignis abgewiegelt: „Weil jetzt so ein Tag ist, ändert man nicht die Politik“, auf lokale Ursachen verwiesen (Die häufig sogar AUCH stimmen, eine Katastrophe hat fast immer mehrere Ursachen) und z.B. behauptet es wäre „Cloudseeding“ gewesen.

Was natürlich kompletter Unsinn ist. Aber viele Menschen verbinden lieber komplett unzusammenhängend Punkte statt die Punkte, zu verbinden, die einem FÖRMLICH INS AUGE SPRINGEN.

Daher: Heute wie Gestern, wie Morgen ist eigentlich ein Tag an dem man dringend weltweit die Politik ändern sollte – weil alle globalen und längerfristigen Trends nur eine verdammte Richtung kennen: Nach oben, Richtung zunehmend katastrophalen Klimaveränderungen.

Und wenn euch mal wieder irgendjemand was von „ist doch gerade voll kalt hier bei mir“ erzählt schaut mal hier:
https://kachelmannwetter.com/de/klimavergleich/-stadt

Da kann man wunderbar sehen, ob das im Vergleich überhaupt stimmt. Denn tatsächlich sind viele Tage, die man für „kalt“ hält im Vergleich viel wärmer als man denkt.

Euer Captain F.

* Ich hab da sogar noch ein Gedickt aus Jugendtagen „3-Tage-Sommer“ weil ich schon damals Kälte und Regen gehasst habe. Und ja, ich weiß auch ich bin dann in Norddeutschland falsch, aber irgendwie bin ich hier hängen geblieben… 😉

** Der schönste aller Euphemismen für: Da ist was recht grundsätzlich aus dem Ruder, aber wir wollen das mal nicht zu genau benennen, weil ein Teil der Antworten die Bevölkerung verunsichern könnte.

Realität vs. Konservative

So. Bevor ich platze. Was wirklich absurd ist: WIE VERDAMMT UNKONSTRUKTIV derzeit Konservative und auch Liberale in Deutschland agieren. Die einzige Agenda ist Deutschland schlecht zu reden und irgendwelche Phantastereien zu feiern, statt realpolitisch Probleme zu lösen.

Beweisstück 1: Strom, Industrie und Energiewende > Stromimporte

Nach dem Dauerbrennern „BLACKOUTGEFAHR“ – „ENERGIEPREISEXPLOSION“ und „STROMBETTLER“ zünden Jan Fleischhauer und co. jetzt die nächste Stufe „OHNE FRANKREICH SIND WIR VERLOREN!“

Ich hab den Tweet von Jan* mal für euch durchgerechnet und illustriert. Alles daran ist übrigens absurd und falsch und völlig überdreht** – aber vor allem: Ist die Dimension komplett off.

Leider sind auch die Zahlen, die sonst so rumfliegen häufig naja „kreativ“, daher hier mal die korrekten Zahlen vom Fraunhofer.

233 TWh wurden im 1 Halbjahr 2024 in DE verbraucht, 11,3 TWh davon importiert und 6,3 TWh davon aus Frankreich.

Das heißt, 2,7 % unseres Stroms kamen aus Frankreich und damit überwiegend aus Atomstrom.***

Quelle hier: https://www.ise.fraunhofer.de/de/presse-und-medien/presseinformationen/2024/nettostromerzeugung-im-ersten-halbjahr-2024-rekorderzeugung-von-gruenstrom-fossile-energien-weiter-ruecklaeufig.html

Preisfrage: Würden wegen 2,7 % bei uns die Lichter in der Industreie ausgehen?

Antwort: Oh, wohl eher nicht.

Längere Antwort: Nein, sicher nicht, wir importieren den Strom eh nur, weil der uns halt günstiger kommt als selber Reservekraftwerke hochzufahren. DE ist in der Situation, dass wir zu sehr großen Erneuerbaren Kapazitäten alles nochmal in Reserve (Erdgas / Kohle etc.) haben.

Das wir ja AUCH ständig von den Konservativen kritisiert, nur hier wird es dann plötzlich rein zufällig vergessen.

Diese Erdgas und Kohlekraftwerke sind teurer als der französische Atomstrom (und das sind sie übrigens hauptsächlich wegen der CO2-Zertifikate!) also sagt der Markt: „Importier mal besser aus Frankreich.“

Und zudem importieren wir auch aus physikalischen Gründen viel aus Frankreich. Lange Grenze, viele Interkonnektoren, der Strommarkt ist nur theoretisch ein freier Markt, praktisch muss man auch die Engpässe managen.

Wir importieren übrigens ähnlich viel aus Dänemarkt. DAS wiederum interessiert komischerweise NIE IRGENDEINEN KONSERVATIVEN.

Hmmm…vielleicht weil es hauptsächlich erneuerbarer Strom ist?

Neeeeeeein! Doch! Oh!

Ach und wir importieren 100 % des Erdöls. Und des Erdgases. Und würden 100 % des Urans importieren.

Interessiert das IRGENDEINEN KONSERVATIVEN? Neeein….

Aber wo wir schon mal da sind: WIE UNKONSTRUKTIV GEHT KONSERVATIV?

Die Antwort ist: SEHR!

………………………………………………………………..

Beweisstück 2: Netzentgelte

Der Strommarkt ist derzeit ein Problem. Die Netzentgelte treffen exakt die Bundesländer am härtesten, die viel für Energiewende und Sicherung der Energieversorgung tun. Wer verhindert Anpassung? Markus Söder und co. Natürlich. Weil sie ja NIX getan haben.

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/strom-kosten-windkraft-region-soeder-100.html

Beweisstück 3: Stromnetze

Wir wissen seit Jahrzehnten, dass wir endlich bessere Nord-Süd-Verbindungen brauchen. Wer sorgt dafür, dass die verschleppt und unbezahlbar werden? Die CSU mit ihrem populistischen Anti-Stromleitungs-Dreck! Jahrzehntelang wird von da aus alles verhindert, man besteht überall auf absurd teure Erdleitungen, um billigen Beifall der NIMBYS „gegen die in Berlin“ einzuheimsen und jetzt wo das entschieden ist, fällt Markus Söder plötzlich auf: „Oh Freileitungen kosten ja nur nen Zehntel“. Ja ach nee, sag bloß Maggus! Aber die CSU hält sich natürlich eine Hintertür offen und will die Leitung an manchen Orten (Wo der Protest zu groß ist) dann doch unterirdisch verlegen und danach wieder oberirdisch, (was dann die Kosten endgültig explodieren ließe) aber hey, Hauptsache Populismus. Weshalb Habeck bisher auch entnervt abwinkt.

https://www.br.de/nachrichten/bayern/mehr-hochspannungsleitungen-statt-erdkabel-soeders-neuer-kurs,UFxp4RQ

Beweisstück 4: Erzeugunsspitzen

Wir könnten wie in Dänemark schon längst Biogasverstromung haben, die bei viel Wind und Sonne runterfährt und bei wenig hochfährt! Wer hats ewig verpennt? Ja genau, the Konservativen. Weil Landwirte und so. Und weil dann ja #Energiewende einfacher. Kann niemand wollen. Also produzieren wir immer noch fröhlich Biogas-Grundlast. Das sichert nur 7 % des Stromverbrauchs, dabei könnten das 16 % und mehr sein, da bräuchten wir häufig gar keinen Import aus Frankreich.

Beweisstück 5: Strommarktdesign

Wir könnten längst einen besseren Strommarkt haben, der z.B. mir Zonen Anreize geben würden Produktion und Verbrauch besser vor Ort auszugleichen. Würde viel Geld bei Ausbau der Stromnetze und Redispatch sparen. Auch andere Lösungen sind denkbar. Wer steht auf der Bremse? Muss ich das überhaupt noch sagen? Gäbe es gute Lösungen hätte Schweden mutmaßlich auch die Verbindungsleitung nach DE gebaut, aber so trauen sie dem deutschen Markt nicht. Aber Schuld sind natürlich „Die Grünen!“

https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/hiesiger-markt-nicht-effizient-genug-schweden-lehnt-riesige-stromtrasse-nach-deutschland-ab-11833745.html

https://www.agora-energiewende.de/aktuelles/strompreiszonen-fuer-deutschland-vorbild-skandinavien

Beweisstück 6: Stromnetzkrauf

Die Bundesregierung verhandelt ewig mit Tennet, um große Teile des deutschen Stromnetzes zu kaufen, was ABSOLUT SINNVOLL wäre um die nötigen Zukunftsinvestitionen ohne riesigen Gewinnaufschlag zu tätigen. Wer verhinderts natürlich? Die FDP! Und für wen wird das in Zukunft teuer? FÜR UNS ALLE! Und wer wird dann schuld sein: DIE GRÜNEN!

https://www.wiwo.de/unternehmen/energie/stromnetz-der-gescheiterte-tennet-kauf-wird-deutschland-viel-geld-kosten/29859076.html

Und alles was derweil die Spitze der Konservativen und Liberale alle verdammten 5 Minuten in den Raum furzen – während sie das VERHINDERN, was die Probleme tatsächlich zeitnah lindern würde – ist ATOMKRAFT! Selbst in den Hochzeiten hat Atomkraft ganze 31 % des deutschen Stroms geliefert. Bei einem
damals deutlich geringerem Bedarf als Heute.

Aber in den Wolkenkukucksheimen der Spitzen von CSU / CDU / FDP**** ist ATOMKRAFT inzwischen eine Technologie, die angeblich innerhalb von einer Legislaturperiode völlig ohne Risiko, Atommüll und quasi zum Nulltarif billigen Strom produzieren würde, der unsere Industrie im Alleingang rettet.

Ganz ehrlich: Merz, Söder, Lindner & eure konservativen Fanboys: Ihr habt nicht mehr alle Latten am Zaun und gefährdet mit eurem billigen, populistischen Vorgehen den deutschen Wirtschaftsstandort.

Ende der Beweisführung.

Euer Captain F.

……………

P.S. Solche Beiträge gegen die Dummheit und Dreistigkeit sind viel Arbeit. Wenn ihr die unterstützen mögt, freue ich mich riesig. Hier hab ich ein kleines Patreon, da könnt ihr je nach Konto auch gerne einfach mal nur eine begrenzte Zeit unterstützen. Mir macht das die Arbeit in jedem Fall deutlich leichter! Danke!
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* Natürlich Jan Fleischhauer (der Jan OHNE Ahnung) und nicht Der Graslutscher Jan Hegenberg (der Jan MIT Ahnung)

** Denn selbst eine Le Pen Regierung, so furchtbar sie mutmaßlich auch wäre, würde NIEMALS so dumm sein au dem Strommarkt rauszugehen. An diesem verdient der französische Stromversorger EDF mit seinen AKWs gutes Geld, das er angesichts der Schulden dringend braucht. Er müsste ansonsten seine AKWs häufiger runterfahren, was die gar nicht mögen, es würden also wie beim BREXIT einfach alle verlieren – aber vor allem Frankreich. Denn spätestens bei der nächsten ausgedehnten Wartung oder Dürre hätten die dann ein richtig fettes Problem. Da hilft dann garantiert niemand und DE schon gar nicht.

*** Ganz so simpel ist es aber nicht, manches haben wir nur durchgereicht, da wir als ich zuletzt auf die Landkarte schaute einfach irgendwie mitten in uropa liegen, aber ich will hier nicht päbstlicher als der Pabst sein.

**** …und ich meine damit dezidiert längst nicht alle Konservativen und Liberalen, aber die Führung gerade leider schon.

Wie Cum-Ex funktioniert (hat)

Was mich wirklich, wirklich immer noch so UNFASSBAR SAUER MACHT, ist dass die Leute EINFACH NICHT KAPIEREN, dass CumEx nicht irgendein illegales Steuersparmodell oder so war. (Was ja schlimm genug wäre) Es war DREISTER DIEBSTAHL VON DEINEM HART ERARBEITETEN STEUERGELD!

Ja wirklich. Vergiss all die komplizierten Erklärungen. Es ist alles völlig wurst. Entscheidend ist nur eins: Diese DIEBE IN NADELSTREIFEN, diese räuberischen BÄNKER und DIEBISCHEN REICHEN haben stumpf den Staat BESTOHLEN. Punkt. Das ist die ganze Geschichte.

DU hast gearbeitet und damit zusammen mit vielen anderen Vermögen für den Staat erarbeitet. Als Leistungsträger dieser Gesellschaft. Und diesen REICHEN DIEBE und NICHTSNUTZE sind gekommen und haben davon mal eben 30,70, nein BIS ZU 150 MILLIARDEN GESTOHLEN und fast keinem ist was passiert.

Das haben sie gemacht in dem sie einfach nur Krempel bilanziell im Kreis bewegt haben und sich dann Steuer haben erstatten lassen, die sie nie bezahlt haben. Das ist nichts anderes als in die Zentralbank einzubrechen und da Geld zu klauen. Geld, das für Kindergärten war. Geld, das für Schulen war. Für die Gesundheitsvorsorge. Für alte Menschen.

Für DEINE Rente.

Einfach weg. Gezockt von Leuten, die sich dann auch noch für angebliche „Leistungsträger“ und „Stützen der Gesellschaft halten“ und dir sagen du sollst mal mehr arbeiten.

1 % der offiziell Verdächtigen wurden bisher angeklagt. Ist das noch Zufall? Oder wollen manche Leute, die sehr gut in Vergessen sind, einfach nur vergessen machen, dass es das Problem gibt?

Denn Fakt ist Finanzminister Schäuble und die CDU haben trotz mehr als genug Warnungen dem Treiben fast jahrzehnte tatenlos zugesehen. Niedrige Beamte, die aufmerksam wurden, wurden von höheren sogar ausgebremst. Klar, Schäuble war zu beschäftigt Geld in Aktenkoffern zu zählen und er ist halt auch nicht mehr hier um Rechenschaft abzulegen aber Amnesie-Olaf?

Der hat sich mit den Bänkern verbrüdert, die zumindest in Hamburg mutmaßlich maßgeblich bei diesem dreisten RAUB von Staatsvermögen waren.

Olearius, der aus den erlauchten Hamburger Pfeffersack-Kreisen, soll mal eben geholfen haben 280 Millionen um die Ecke geschafft haben. Da hätte man ne Menge Schulen mit sanieren können. Statt dessen haben sich damit ein paar Reiche noch ne Villa mehr auf Hawaii oder den Malediven gekauft.

Na, kriegst du da nicht instant Bluthochdruck wenn du das liest? Und das ist super, denn dann bist du immerhin wie Olearius fröhlich schuldunfähig. Nice.

Das lächerlichtste ist, dass man sich auf hoher staatlicher Seite noch jahrelang gefragt hat, ob Cum-Ex überhaupt strafbar war, bis dann zum Glück einige Gerichte entschieden haben: „JA ZUR HÖLLE, WIE KONNTET IHR EUCH DAS ÜBERHAUPT FRAGEN?“

„Wer ein Problem damit hat, dass wegen unserer Arbeit weniger Kindergärten gebaut werden – da ist die Tür.“

DAS wurde damals in Vorträgen vor gierigen „Investoren“ ergo DIEBEN gesagt. Denn die sind nicht aus der Tür, die haben sich gesagt „Scheiß drauf, ich braucht Villa auf Bahamas, Bruder, das ist wichtiger!“

https://www.rnd.de/wirtschaft/cum-ex-zeuge-wegen-uns-wurden-weniger-kindergarten-gebaut-YWBOO7PICGUI6672D5D7GXAQEQ.html

EIGENTLICH hätten wegen Cum-Ex Minimum 2 Regierungen abgewählt werden müssen und Investoren-DIEBE und Ex-Minister in der Hölle oder wenigstens dem Gefängnis schmoren.

Aber PRAKTISCH regt sich das ganze Land regelmäßig über Fake-Skandale von Habeck auf (HAT SEINE DUNKLE FAMILIENVERGANGENHEIT VERSCHWIEGEN!*) aber niemand über den

DREISTESTEN RAUB VON STAATSVERMÖGEN ALLER ZEITEN DURCH EINE DRECKIGE UND NARZISSTISCHE DIEBESBANDE IN NADELSTREIFEN.

Denn EXAKT DAS war Cum-Ex.

* Die er nie verschwiegen hat, die er sogar herangezogen hat als Grund für ihn für Demokratie und Menschenrechte einzutreten und die daraus besteht, dass Vorfahren von ihm, die er nie kennengelernt hat, Nazis waren. No Shit. In Deutschland. Dem Land der Endlösung. Das kommt überraschend.

Der konservative Wahlkreis

Maximilian Krah lies jüngst verlauten: „An der SS war nicht alles böse“. Na gut, also exakt lies er verlauten, dass nicht alle SS-Offiziere Verbrecher waren.

Also die Leute, die buchstäblich die KZs betrieben haben.

Man muss es so sagen: Es gibt in der Geschichte der Menschheit kaum eine Steigerung für die dafür notwendige „Bösartigkeit“. Da oben ist die Luft schon echt dünn.

Auch für Krah seitdem. Immerhin. Er ist plötzlich in Europa nicht mehr gewünscht. Chinesischer Spion in den Reihen – na gut – mumaßlich russisches Geld beim Kollegen Bystron im Tresor – na gut – Parolen aus der Nazizeit geschickt einflechten – na gut – aber IMMERHIN bei der SS hört die Geschichtsvergessenheit dann doch auf bei Europas vereinigten Rechten.

Und selbst Schmutzportale wie Nius von einem rechtslibertären Milliardär entdecken so etwas wie ein Restrückgrat und distanzieren sich, wo sie sonst so gerne der AfD Applaus spenden.

Und jetzt werden sie von dem Geist, den sie mit aus der Flasche ließen, niedergepöbelt. Denn in den Kommentaren brennt es. Auch in den Umfragen mindestens in Thüringen und Sachsen sinkt die AfD kaum. Teile der Wähler sind befeuert von all dem Populismus gegen alles Linksverdächtige längst bei Krah angekommen.

Das ist 1:1 das Playbook aus den Trump-USA. Konservative und konservative Portale nutzen die Zorn und die Wut, heizen sie weiter mit Fake-News und Bullshit an, um die Welle ins libertäre Rechts zu reiten und sind dann überrascht wenn die Welle sie unter sich begräbt weil einmal losgetreten immer jemand NOCH RADIKALER ist.

Und man kann es den Wählern in Teilen kaum verdenken. Denn ihnen wird ja mit jeder Wahl Großes versprochen: Alles soll gleich bleiben aber für sie alles besser werden.

Nur wird von diesem Versprechen regelmäßig NICHTS gehalten.

Denn das Erste ist in einer Welt, die sich so schnell verändert, gar nicht möglich und das Zweite ist nicht gewollt.

Konservative oder konservativ-liberale Parteien in DE sind spätestens seit Merz final nicht mehr „konservativ“ im Sinne von „bewahrend“.

Planet, Klima und Umwelt sind ihnen herrlich egal. Handwerk, traditionelle Fähigkeiten, Kleinbetriebe, regionale Strukturen? Gehen ihnen am übergeworfenen Lodenmantel vorbei.

Das Einzige was sie tatsächlich konservieren wollen sind Machtstrukturen. Die einen etwas offener (Siehe Liberale, Trickle-Down-Bullshit und Hotelsteuer) die anderen in dem sie einfach NICHTS tun und den ungehemmten Raubtierkapitalismus ungestört den Rest erledigen lassen.

Merke: Nichts tun ist nicht konservativ, wenn die Macht so ungleich verteilt ist.

Für den Schein geht man ab und an zu nem Schammtisch Schützenfest oder irgendwas mit Trachten und isst da ne Wurst oder trinkt nen Bier. Da pöbelt man dann auf #Gruene als den wahren Feind (Zwischendurch bei einer Pressekonferenz weist man nochmal pflichtschuldig auf die Rechten hin, die „natürlich auch ein Problem sind“) und alles ist wieder so wie es sein sollte.

Währenddessen sieht man zu, dass man selber und die Buddies gut wegkommen, simuliert noch ein bisschen hemdsärmlig Fähnchen-im-Wind-Politikaktionismus (Nachschlagen unter Markus Söder) und geht zufrieden und etwas reicher ins Bett.

Den Großteil der eigenen Wähler, der so verleitet wird gegen die eigenen Interessen zu wählen, lässt man ungeschützt im Regen stehen.

Merke: Der Polo muss teurer werden damit der Porsche günstiger wird.

Die Schuld hat man rechtzeitig auf die bösen Linksgrünen gelenkt und inzwischen zunehmend libertär angefixt auf „DEN STAAT“ an sich. Denn sind Steuern nicht irgendwie doch ein bisschen Raub? Zumindest die, die die Reichen treffen? Oder hat schon mal jemand was vom entschiedenen Kampf der CDU gegen die Mehrwertsteuer gehört?

Nein? Komisch eigentlich, oder?

„DER STAAT“ als Feindbild ist doppelt lustig, weil niemand in Deutschland länger den Staat verkörpert hat als die Konservativen.

Mit Schuldenbremse sorgt man final dafür, dass ein grüner Wirtschaftsminister nicht zeigen kann, dass es auch anders geht. Sie verhindert, dass der Staat auch aktiv investieren kann statt die Wirtschaft in der Krise abzuwürgen, und dann bei sinkendem Steueraufkommen von den laufenden Kosten (Fast alle von den Konservativen verursacht) erschlagen zu werden.

Und wer ist schuld? DIE GRÜNEN!

Man weiß inzwischen von diversen Studien, dass Staat-absichtlicht-kleinsparen radikale Parteien begünstigt. Lindner glaubt da aber nicht dran. Merz fliegt drüber weg.

Und dann suchen die Wähler, die also beinahe jahrzehntelang im konservativen Wahlkreis enttäuscht oder verarscht wurden irgendwann nach radikalen Lösungen.

Der Witz ist, dass sie damit vom Regen in die Traufe kommen. Wenn FDP und CDU in Wirtschaftsfragen inzwischen irgendwo zwischen liberal und libertär angesiedelt sind, ist die AfD offen libertär. Ihre eigenen Wähler würden von ihrer Politik komplett alleine gelassen werden. Kommunen würden endgültig ausbluten, kleine Betriebe zugrunde gehen, bäuerliche Landwirtschaft wäre beendet und an Investoren verscherbelt.

Also alles ein bisschen wie jetzt – nur auf Steroiden.

Mark my Words: Nach all den kollektiven Verirrungen in und nach dem zweiten Weltkrieg wird der rechtslibertäre ergo rechtsanarchistische Ansatz die nächste große totalitäre Gefahr für Weltfrieden und Demokratie.

Das rechtslibertäre Weltbild ist eigentlich ganz einfach:

> Staat böse, weil linksgrüner Nanny-Staat, der uns alles nimmt, also ohne Einschränkungen des Staates alles besser

> Dir gehts ohne Staat nicht besser? Dann sind die Ausländer schuld!

Die AfD macht Politik für die reichsten 3 % aber um 30 % zu holen nutzt sie Angst und gemeinsame Feindbilder. Und wenn man die lange genug wiederholt dann verteidigt man irgendwann die SS. Weil, war ja nicht alles schlecht.

Das alles ist möglich, weil es in Deutschland im Grunde keine klassisch konservative Partei mehr gibt, die Menschen, die wenig Veränderung mögen* da abholt, wo sie sind, beschützt und behutsam mitnimmt.

Es gibt einzelne Politiker, die durchaus mit Rückgrat diesen Ansatz vertreten und sogar beliebt sind.

Merz und Lindner gehören leider nicht dazu.

…..

* bzw. wie WIR ALLE mal Angst vor Veränderung haben

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