Fragst du 10 Hamburger war mit Glück einer im botanischen Garten. Und zehn im Stadtpark. Und das gilt es zu ändern. Zwar wurde der Botanischer Garten wie das Volkssparkstadium Opfer einer sponsorenbasierten Umbenennung in Loki-Schmidt Garten und ich hab jetzt immer den hinterhältigen Loki aus den Thor Filmen von Marvel vor Augen, aber trotzdem bleibt er einer der schönsten Grünplätze Hamburgs. Sozusagen das bessere Planten & Bloomen. Genauso gratis (bzw. gegen Spende) Auch so ein bisschen Betoncharme. Aber der Charme wird deutlich größer geschrieben. Einen Bambuspfad der einfach mal mehr knallt als der gammelige Bambusrest der mir als solcher einst in China verkauft wurde. Ein Stück kanadisch-pazifischer Urwald der einen auch ohne Scotty kurz um den halben Erdball beamt. Und auch und gerade Ecken die so ein bisschen vergessen wirken, das Geld fehlt, Brücken sind wegen „Sicherheitsbedenken“ gesperrt (und wären vermutlich in jedem anderen Land der Welt weiterhin geöffnet, dehalb: …Schild? welches Schild?) und mir geht das Herz auf. Perfektion war nie mein Ding weil er keinen Raum lässt und der Botanischer Garten hat genau die richtige Balance zwischen geordneten Bereichen, Blütenmeer und verwunschenen und halb verwilderten Bachecken. Übrigens: Falls ihr die Tropengewächshäuser sucht, die sind in Planten & Bloomen. Dafür hat der botanische Garten das bessere Cafe.

Botanischen Garten hamburgisch erlebt

Mit der S-Bahn zur Station Klein Flottbek fahren. Am Eingang zum Botanischen Garten die Bronzestatue studieren, die vermutlich die einzige Bronzestatue der Welt ist, die tatsächliche eine Aussage hat außer „hier stehe ich, weil die Stadtverwaltung irgendwie Geld über hatte“. Circa 2 Stunden Zeit mitnehmen, beim Eintritt rechts rum, dann kommt das Highlight Bambusweg zuletzt. Unbedingt bei den Giftpflanzen vorbei, Schilder studieren, ein paar Inspirationen für den nächsten Thriller oder das nächste Trennungsvorhaben mitnehmen und sich danach ganz wunderbar lebendig fühlen.

Danach kommen so Rosen und ein Wüstenpavillon, das knallt jetzt vom Ding her nicht so, ruhig zügig weiter. Zwischendurch kommen noch Nutzpflanzen, das sagt mir was weil Essen und ich liebe Essen, aber vermutlich nicht für alle so spannend. Danach entweder illegaler Inselübertritt bei den Monsterkarpfenteichen, oder besser rechts rum, da kommt die Urwaldecke mit Holzstegen. Und wir lieben Holzstege. Weil das immer so ein bisschen Indiana Jones ist. Hach.

Das Pflanzensystem ist recht neu, gar nicht mal so uninteressant aber irgendwie noch nicht so richtig eingewachsen. Schöner ist es hinten rechts, da so den großen Bogen unbedingt durch Asien (deutlich geiler als in Planten & Bloomen), Fotofinger wundschießen, kurz über die Alpengipfel und ein paar Gemsen jagen, dann durch verwunschene Moore, Heideflächen, Wälder und entlang der Bachläufe. Eigentlich meine Lieblingsecke. Dann im Cafe schön Kaffee und Kuchen (ganz o.k. kann man echt machen) Duft- und Tastgarten ist im Arsch (Geld steckt in der Hafencity und der Elbphilharmonie, da kann man nix machen, Hamburger „Beton-first-policy“) und schließlich zum Abschluss den Bambusweg. Wer dann noch „richtige“ Natur will kann sich unter der Station Klein Flottbek durch fast lückenlos verlaufende und verwilderte Parks Richtung Elbe durchschlagen, sich am Strand ein Feierabendbier gönnen und mit der Fähre zurück Richtung Landungsbrücken. Da ist man dann aber auch fix und foxi wenn man ankommt…