Der Dr. Jekyll und Mr. Hyde unter den Hamburger Parks. Optisch Crème brûlée, akustisch Krem Brüllee. Direkt in der Einflugschneise von Fuhlsbüttel gelegen wird der paradiesische Anblick sanfter Moorwiesen und goldrot schimmernder Weiher jäh von infernalischen Flugzeuglärm zerschnitten. Und das alle drei Minuten. Wer also nicht extrem schwerhörig, taub oder an der Max-Brauer-Allee aufgewachsen ist plant besser nur einen kurzen Fotoausflug. Am besten mit Fahrrad um nach dem Nervenzusammenbruch schnell wieder weg zu kommen.

In der Mitte ist ein wildromantisch schillernder Moorsee mit Libellen und allem was dazu gehört, es gibt immer wieder Aussichtspunkte und das ganze Gebiet wird von pittoresken Moorbächen durchzogen, die man auf geheimnisvollen Wegen mit Holzstegen und Brücken erkunden kann bis man sich wieder vor Schreck auf den Boden wirft weil ein Flugzeug in gefühlter Grasnarbenhöhe rüberdonnert. Weiter nordöstlich sind noch die Naturdenkmälter Hüsermoor und Ohlkuhlenmoor und ein verdammt hoher begehbarer Müllberg von dem aus man vermutlich per Anhalter bis nach Fuhlsbüttel fliegen kann. Tagsüber begegnet man im Raakmoor vor allem Joggern. Merkwürdigerweise haben fast alle Stöpsel drin…

Raakmoor hamburgisch erlebt

Ohropax nicht vergessen oder Walkman mit Entspannungsmusik und Noise-Cancelling-Kopfhörern auf volle Lautstärke. Oma oder schwerhörige Verwandte zum Ausflug in die Natur einladen. Besonders schön ist es bei dem kleinen See in der Mitte, da also unbedingt einmal rum und Fotos machen, ansonsten einfach mal den Pfaden irgendwie folgen bis man es nicht mehr aushält. Dann schnell zum Fahrrad und auf dem Weg fast in ein Reh laufen, das mitten auf dem Pfad steht und einen nicht gehört hat weil es längst taub ist (Achtung! Apropos taub – in der Hektik Oma nicht vergessen!) und falls Mittagszeit zur Block-House-Zentrale ins Industriegebiet. Lademannbogen 129 gibts ne Cafeteria in der man auch als Gast von 13-15 Uhr richtig reinhauen kann. Man kauft sich am Automaten ein Mittagsmenü und dann kann man ordentlich schlemmen und die Ruhe genießen und spätestens nach dem Cappuccino (inklusive, wie auch Salat, Getränke und Vorsuppe) ist man Omas neuer Lieblingsenkel und das war den Fluglärm doch irgendwie wert…